Vor kurzem ging als Neuigkeit durch die Presse in Ost und West die Nachricht der Entdeckung von Massengräbern in einem sowjetischen Internierungslager bei Neubrandenburg. Die Leser von Uwe Johnsons "Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl" wußten um die Existenz dieses Lagers aus deren drittem Band. In dieser Weise erfuhr Uwe Johnsons Erzählprinzip eine Bestätigung: es geht ihm darum, "eine Wirklichkeit, die vergangen ist, wiederherzustellen". Ein Teil dieser wiederhergestellten Wirklichkeit ist jene Mecklenburgs in der Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Dennoch ist Uwe Johnson alles andere als ein platter Realist. So detailgetreu seine Beschreibung von Personen, Städten, einzelnen Häusern auch ist, die Personen und zentralen Stätten seiner Romane sind in seine Fiktion eingeschmolzen. Konkret bedeutet dies für die "Jahrestage": Orte wie Jerichow, Rande und Gneez sind fiktiv. Alle anderen von Johnson genannten Orte zwischen Klütz an der nordwestlichen Grenze Mecklenburgs (unmittelbar neben Lübeck gelegen) und dem Müritzsee bei Waren sind im Atlas zu finden. Hier verführt der Schriftsteller mit seiner Genauigkeit den Leser dazu, beim Lesen die Karte neben das Buch zu legen. Peter Nöldechen hat nun in akribischer Detektivarbeit jene über Mecklenburg verstreuten Teile, aus denen Uwe Johnsons sein Mecklenburg zusammengebaut hat, aufgespürt. Hier ist zu erfahren, inwieweit Jerichow mit Klütz identsich ist. Das mit zahlreichen Abbildungen gut dokumentierte Resultat dieser Spurensuche belegt, daß die Erfindungen dieses Autors die mecklenburgische Realität in allen Details wiedergibt, und verweist damit zugleich darauf, daß Uwe Johnsons poetische Zuspitzungsarbeit die Merkmale von Land und Leuten prägnant und nachvollziehbar erfahrbar macht.

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Serie / Reihe: Schriften des Uwe Johnsons-Archiv 2

Personen: Nöldechen, Peter

Schlagwörter: Mecklenburg Klütz Klützer Winkel Uwe Johnson

Interessenkreis: Mecklenburg Literatur