Uwe Johnson ist (mutmaßlich) am 22. Februar 1984 an seinem letzten Wohnort Sheerness-on-Sea in der englischen Grafschaft Kent gestorben. Testamentarisch hat er die Peter Suhrkamp-Stiftung und seinen Verleger Siegfried Unseld zum Nachlaßverwalter eingesetzt, ein in der Literaturgeschichte nicht häufiger Vorgang. Siegfried Unseld, "Freund, Leser, Verleger" nach Uwe Johnsons Worten, beschreibt , wie es dazu kam, beschreibt aus seiner Sicht nochmal die Begleitumstände, die das große Werk "Jahrestage" zu vollenden ermöglichsten. Der erste Band war im September 1970 erschienen, ein zweiter und dritter Band im Oktober 1971 und 1973. Der vierte Band erschien elf Jahre später; dem Verleger schrieb Uwe Johnson in die Ausgabe: "Hiervor war eine Pause. Ich bin froh, daß wir sie be(und über-)standen haben." Wir wissen jetzt, er hat sie nicht gesund überstanden. Siegfried Unseld hatte Uwe Johnson mehrfach in Sheerness besucht, jenem Ort an der Mündung der Themse, die sich dort wie ein riesiger See ausbreitet; die Lage erinnerte an Johnsons Kindheitslandschaft Mecklenburg, an den Insel-See von Güstrow, "welch Anblick mir möge gegenwärtig sein in der Stunde meines Sterbens". Nach seinem Tode konnte man erfahren, daß Sheerness Arbeitsort und erwünschter Lebensort war, hier war er als Schriftsteller unbekannt, war "a private man", war "nur" Charles oder Charly und sehr beliebt. Uwe Johnson, dies versucht der "Leser" Siegfried Unseld aufzuzeigen, hatte eine ganz ureigene Beziehung zu seinen Figuren als lebendigen Menschen, "seine Leute waren keine Tante Emma für ihn". Die Figuren der "Jahrestage" waren Träger einer politischen Hoffnung, die sich im Prager Frühling realisieren sollte. Doch dieser wurde bald eisig und zerstörend, und als eisig und zerstörend wirkte ein privater Vorgang, der mit seiner Hauptfigur Gesine Cresspahl verknüpft war. "Für wenn ich tot bin": es war Uwe Johnsons Wunsch, daß sein Nachlaß gesammelt und nach Frankfurt gebracht wurde. Siegfried Unseld konnte in Verbindung mit der Johann Wolfgang von Goethe-Universität ein Uwe Johnson-Archiv einrichten, das dem Gedenken des großen Schriftstellers dient.
Serie / Reihe: Schriften des Uwe Johnson-Archivs 1
Personen: Unseld, Siegfried Fahlke, Eberhard
Unseld, Siegfried:
Uwe Johnson: "Für wenn ich tot bin" / Siegfried Unseld ; Eberhard Fahlke. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1992. - 143 Seiten. - (Schriften des Uwe Johnson-Archivs; 1)
ISBN 978-3-518-40301-3 karth.
H 910 - Signatur: H 910 Sie - Sachbuch