Praxisberichte eines Jugendrichters mit heftiger Kritik an den herrschenden Zuständen und mit zahlreichen Änderungsvorschlägen zum Jugendstrafrecht Müller ist Jugendrichter nahe Berlin. Er war Arbeitskollege und Freund von Kirsten Heisig, die sich 2010 das Leben nahm. Ihr Buch "Das Ende der Geduld : konsequent gegen jugendliche Gewalttäter" fand zwar ein großes Medienecho, brachte nach Auffassung Müllers jedoch nur mäßige Verbesserungen. Ähnlich wie Heisig zeigt er anhand seiner Fälle, dass es immer noch an der notwendigen Vernetzung von Polizei, Staatsanwalt und Gericht fehlt, damit möglichst schnell eine Entscheidung über eine Straftat herbeigeführt werden kann. Müller fordert u.a. ein härteres Vorgehen gegen Intensivtäter, denen ein Großteil der Delikte zuzurechnen ist, längere Arrestzeiten mit Begleitmaßnahmen und eine Art "Erziehungsrichter", der auch in die Familie hineinwirken kann. Er versucht den Mittelweg zwischen "blinder Härte" und "blinder Milde" zu gehen und hat mit Vertretern beider Seiten große Probleme, die er ausführlich anspricht. Der Autor, der in schwierigen Familienverhältnissen groß wurde, gibt viel von seiner inneren Verfassung preis, sein Ton ist aggressiver als der Heisigs.
Personen: Müller, Andreas Tergast, Carsten
Müller, Andreas:
Schluss mit der Sozialromantik! : ein Jugendrichter zieht Bilanz / Andreas Müller. In Zsarb. mit Carsten Tergast. - Freiburg [Breisgau] : Herder, 2013. - 239 S. : Ill.
ISBN 978-3-451-30909-0 16,99 EUR
C 315 - Signatur: C 315 - Sachbuch