Mark Jago fährt seit Wochen durch den Busch. Im Mai, wenn die Regenzeit zu Ende ist, laufen in Namibia die Fangaktionen für Wildtiere auf Hochtouren. „Auf den ersten Blick scheint es ein Widerspruch, dass wir Elefanten, Nashörner und Giraffen jagen, sie betäuben und damit großem Stress aussetzen, obwohl wir für ihr Wohlergehen und Überleben verantwortlich sind“, sagt er. Doch nur so lassen sich auf Dauer gesunde Tierbestände gewährleisten.
Der 49jährige Brite ist der Tierarzt von Etosha. Der berühmte Nationalpark im Norden Namibias zieht Touristen aus aller Welt an. 1907 gegründet, gehört er zu den ältesten Nationalparks der Erde. Doch er hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich und ist auch heute beileibe keine heile Welt. Löwen, Nashörner, Zebras, Elefanten und Giraffen konkurrieren auch hier mit den Menschen und ihrem Vieh um Land, Wasser und Nahrung.
Immer wieder dringen Elefanten in angrenzende Farmen ein und zerstören einen Teil der Ernte. Löwen reißen Rinder. Umgekehrt machen Viehherden den Wildtieren Wasser und Futter streitig. Übertragbare Krankheiten gefährden beide Seiten. Um so wichtiger ist es, die Anwohner ins Management des Parks einzubeziehen. Zusätzlich sollen neue Schutzzonen entstehen, damit die Wildtiere ihre ursprünglichen Wanderwege wieder aufnehmen können. „Nur, wenn die Bevölkerung freiwillig mitmacht“, sagt Mark Jago, „kann der Schutz der Wildtiere von Dauer sein. Ein lebendes Nashorn bringt mehr als ein totes, das muss allen klar werden.“
Gemeinsam mit zwanzig Rangern kämpft er sich im Jeep durch das Dornengestrüpp. Die Zeit drängt, denn endlich haben sie die Herde Giraffen gesichtet, die umgesiedelt werden soll. Jago steigt um in den Hubschrauber. Er bleibt in stetem Funkkontakt zur Bodentruppe und schießt schließlich vom Hubschrauber aus mit dem Betäubungsgewehr auf die Giraffen. Später werden sie in einer anderen Zone des Parks wieder ausgesetzt. „Mit solchen Aktionen wollen wir die genetische Vielfalt erhalten“, erklärt Jago. „Wir fangen Wildtiere aber auch zu Forschungszwecken. Sie werden nummeriert, tätowiert und mit Sendern bestückt. Naturschutz bedeutet eben Kontrolle bis ins Detail. Nur so können wir ökologische Zusammenhänge erkunden und die Artenvielfalt erhalten.“
Der Erfolg gibt den Verantwortlichen Recht: Namibia kann sich seiner Vorreiterrolle beim Tier- und Naturschutz in ganz Afrika rühmen. Der Bestand vom Aussterben bedrohter Arten wie etwa dem Breitmaulnashorn ist seit Jahren stabil. Die Wilderei wurde erfolgreich eingedämmt.
Der Film begleitet Mark Jago und eine Gruppe von Rangern bei ihren halsbrecherischen Einsätzen im unwegsamen Gelände. Dokumentiert wird auch die Aufklärungsarbeit der Wildhüter, etwa bei den Himba, die als Halbnomaden im Hinterland des Parks leben, bis hinauf an die Grenze zu Angola. Der Film führt die Zuschauer auch zu den San. Das kleine, zähe Volk der Buschleute hat Jahrtausende in den Wüsten und Steppen des südlichen Afrika überlebt. Das Kerngebiet des Etosha-Parks war einst ihr Territorium, bevor ein Großteil von ihnen in Reservate verbannt wurde. Traditionell leben sie als Jäger und Sammler. Mark Jago möchte gern, dass sich einige von ihnen wieder in Etosha ansiedeln, als Bestandteil eines funktionierenden Naturschutzes. Ob dieser Wunsch in absehbarer Zeit in Erfüllung geht?
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Namibia - Im Etosha-Nationalpark
Sound Design: Bernd Curschmann; Kamera: Raphael Scriba; Regie: Lisa Eder; Montage: Bettina Heilingbrunner; Musik: Hans Wiedemann; Produktion: Thomas Wartmann; Drehbuch: Lisa Eder
Deutschland 2007; Ab 0 Jahren; Sprachfassung: Deutsch, Englisch; 1 Online-Ressource (43 min); Bild: 16:9 SD
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