Seiler, Lutz
Stern 111 Roman
SLSL/Belletristik


Rezension

In einer gegenläufigen Erzählbewegung kontrastiert der diesjährige Träger des Leipziger Buchpreises das Leben von Inge und Walter Bischoff mit dem ihres Sohnes Carl: Während jene unmittelbar nach dem Mauerfall ihr bisheriges Thüringer "Ersatzleben" gegen den lange gehegten Traum vom Westen tauschen, landet dieser im Berliner Osten. Hier schließt sich der gelernte Maurer, der eigentlich Dichter sein möchte, dem "Rudel" an, das vom Szenelokal Assel aus als Hausbesetzergruppe gegen die "neue heilige Kuh Privateigentum" antritt. Seiler verflicht beide Schicksale in auktorialer Erzählweise und führt das nachgeholte Freiheitsbedürfnis der Eltern mit der Suche Carls nach der einzigen Liebe seines Lebens und nach sich selbst zusammen. Wie schon in "Kruso" (vgl. ID-A 36/14), an dessen Thematik "Stern 111" motivisch wie auch personell anschließt, erweist sich Seiler erneut als virtuoser Kompositeur und glänzender Stilist, dem immer wieder berührende und hinreißende Bilder von hoher Stimmigkeit und Poesie gelingen. Ein Panorama der chaotischen Nachwendezeit, das zugleich für viele menschliche Fragen offen ist.


Dieses Medium ist verfügbar. Es kann vorgemerkt oder direkt vor Ort ausgeliehen werden.

Personen: Seiler, Lutz

Standort: SL

Schlagwörter: Ehepaar Zeitgeschichte Belletristische Darstellung Geschichte 1990 Berlin (Ost) Thüringen Junger Mann

Interessenkreis: ZEITGESCHICHTE

Seiler, Lutz:
Stern 111 : Roman / Lutz Seiler. - Berlin : Suhrkamp, 2020. - 525 Seiten ; 22 cm
ISBN 978-3-518-42925-9 fest geb. : EUR 24.00

Zugangsnummer: 06120001152 - Barcode: 20001152
SEIL - Signatur: SEIL - SLSL/Belletristik