Amsterdam 1670. Der 17-jährige Wessel Koonsz lebt ein geruhsames Leben im Haus seines Vaters Zacharias, eines Arztes. Dieser widmet sich jedoch immer weniger den Patienten, sondern geheimen wissenschaftlichen Untersuchungen in seinem Labor. Mithilfe von optischen Linsen, die ihm Baruch Spinoza höchstpersönlich angefertigt hat, will er die Lebenslinien von Menschen sichtbar machen und so voraussagen, wie lange jemand noch zu leben hat. Pure Ketzerei im Europa des 17. Jahrhunderts! Als Wessel endlich in die Forschungen seines Vaters miteinbezogen wird, ist er zunächst Feuer und Flamme. Doch Zacharias wird immer verbissener im Kampf gegen den Tod, als er eines Tages seine eigene Lebenslinie untersucht und feststellt, dass er nur noch wenige Tage zu leben hat. Und um nicht in der Hölle zu landen, ist er buchstäblich bereit, über Leichen zu gehen. Was es in weiterer Folge mit dem Gewebe der Wirklichkeit, einem Spalt in ebendiesem, der Vorhölle und dem ewigen Leben auf sich hat, sei hier nicht verraten. Die Geschichte nimmt nämlich im Laufe des dreiteiligen Romans immer mehr an Fahrt auf und führt erst im spannungsgeladenen Showdown alle Erzählstränge zusammen. Gekonnt verwebt Marco Kunst Gegenwart mit Vergangenheit, Glaubensfragen mit ethischen Problemen der Wissenschaft, Jugendbuch mit Thriller. Das Ganze wird von einer düsteren, unheilschwangeren Stimmung getragen, die die LeserInnen bis zum Schluss für die Protagonisten bangen und hoffen lässt, aber nicht unbedingt ein Happy End verspricht. Und man merkt dem in Amsterdam lebenden Schriftsteller an, dass er seine Stadt kennt: Egal, ob das Amsterdam der Gegenwart oder des 17. Jahrhunderts beschrieben wird, immer wirken die Schilderungen der Gassen, Häuser und der umliegenden Landschaft stimmig und plastisch. Anspruchsvoll. Spannend. Überzeugend.

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Personen: Kunst&comma