Annotation: Sagenhaft schöne, todtraurige und sehr hoffnungsvolle Heilungsgeschichte Rezension: Als Rowans älterer Bruder Jack vor zwei Jahren bei einem Badeunfall ums Leben kam, nahm er seine Familie gleich mit: Rowans Vater, der von zu Hause ausgezogen ist, ihre Mutter, die hinter verschlossenen Türen vor sich hindämmert, und auch Rowan, die nicht mehr zum Leben kommt, zu sehr ist sie damit beschäftigt, sich um ihre kleine Schwester Stroma zu kümmern und die Lüge eines halbwegs intakten Familienlebens aufrechtzuerhalten. Die Wahrheit ist, dass Rowan, gerade mal fünfzehn Jahre alt, mit ihrer unfreiwilligen Rolle als Familienoberhaupt überfordert ist. Die einzige, die ihr hilft, ist die Zeit, die vergeht, ansonsten ist das Mädchen allein in seinem neuen, schweren Erwachsenenleben. Dann, eines Tages, geschieht ein ganz gewöhnliches Wunder. Zwei Menschen treten unabhängig voneinander in Rowans Leben: der Weltenbummler Harper und die faszinierende, etwas ältere Bee, und Rowan erfährt, "dass selbst dann, wenn du alles, was du verlieren zu können glaubtest, verloren hast, jemand kommt und dir etwas schenkt." Bee und Harper geben Rowan sich selbst zurück, sie schenken ihr, jeder auf seine Weise, ein Leben, das sehr viel mehr ist als schieres Weitermachen. Jenny Valentines Roman ist ein Glücksfall, eines dieser seltenen Bücher, in denen alles stimmt. Schon die Sprache, die die Autorin ihrer Ich-Erzählerin gibt, ist eine großartige: von schlichter Poesie und zarter Lakonik und an den genau richtigen Stellen ein Schrei. Im Buch gibt es Sätze, die das Weiterlesen vorübergehend unmöglich machen, so schön sind sie, und überall im Roman finden sich kleine herzzerreißende Geschichten, zum Beispiel die von Jack, der sich als Kind, wenn er Angst hatte, zu seiner jüngeren Schwester ins Bett legte, sie weckte und dann behauptete, sie hätte einen schlimmen Traum gehabt und müsste jetzt beschützt werden. Und dann ist da ja auch noch die große Hauptgeschichte, die mitreißend und spannend und todtraurig und lebensglücklich ist und uns eines der wärmsten Enden der Literatur beschert. Jenny Valentine erzählt die Geschichte einer Heilung, sie erzählt von größtmöglichem Unglück, größtmöglichem Glück und den läppischen paar Millimetern, die dazwischen liegen - in einem Buch, das ein Geschenk ist.
Personen: Valentine, Jenny Fritz, Klaus
Valentine, Jenny:
Kaputte Suppe : Roman / Jenny Valentine. Aus dem Engl. von Klaus Fritz. - Dt. Erstausg. - München : Dt. Taschenbuch-Verl., 2010. - 198 S.
ISBN 978-3-423-24778-8 kart. : ca. € 13,30
ab 5. Schulklasse - Signatur: 3.5 VAL - Buch