Die Diagnose Krebs trifft einen wie ein Schlag und man fühlt sich ohnmächtig. Wie geht man mit dieser Nachricht um? Wie sagt man es seiner Familie? Seinen Freunden? Wenn man weiß, die Krankheit wird einen früher oder später besiegen, versucht man, die restliche Zeit bis zum Letzten auszukosten. So geht es auch Livs Mutter, die in einem scheinbar plötzlichen Anfall ihrer Tochter zeigen möchte, wie man Spaghetti Bolognese zubereitet – obwohl sie nicht kochen kann. Natürlich kommt Liv ins Grübeln, aber spätestens, als ihre Mutter mit ihr einen BH einkaufen möchte (den sie ganz offensichtlich noch nicht braucht) und sie sich dann auch noch Ohrlöcher stechen darf – ihre Mutter war bisher immer strikt dagegen – spürt Liv, dass etwas nicht stimmt. Lassen sich ihre Eltern wohlmöglich scheiden? Aber warum ist ihre Mutter in letzter Zeit immer so müde? Mit so einer Nachricht umzugehen ist weder für den Erkrankten noch für die Angehörigen einfach und auch, wenn man es sich noch so oft vor Augen führt, dass ein geliebter Mensch sterben wird, ist es einfach unvorstellbar. Auch Liv kann sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden. Und wenn sie mit ihrer Mutter zusammen lacht, ertappt sie sich immer wieder dabei, dass sie sich schuldig fühlt. Darf man in so einer Situation überhaupt noch Freude empfinden? Die Autorin Rebecca Westcott zeigt in ihrem Debüt, dass man es darf und auch muss, denn die Diagnose ist schon schwer genug und das Leben wahrlich viel zu kurz. Die LeserInnen lernen die 12-jährige Liv 13 Wochen – von da an werden die Wochen rückwärts gezählt – vor dem Tod ihrer Mutter kennen und erfahren, wie es ihr sechs Monate nach dem Verlust ergeht. Das Buch berührt zutiefst und Taschentücher sollten bei der Lektüre nicht fehlen. Mit Feingefühl erzählt Westcott das tragische Schicksal der Familie, es ist herzzerreißend zu lesen, wie der Tod unaufhaltsam näherkommt und doch gibt es auch Mut und Hoffnung: „Mum hat immer gesagt, der einzige Weg, um etwas zu erreichen, sei nicht zu reden, sondern zu handeln. Und deshalb verlasse ich jetzt mein Zimmer und tue endlich das, was Mum von mir gewollt hat. Leben.“
Personen: Westcott&comma
Westcott&comma:
Pusteblumentage / Rebecca Westcott. Aus dem Engl. von Barbara Lehnerer. - München : dtv, 2014. - 205 S.
Einheitssacht.: Dandelion Clocks
ISBN 978-3-423-76165-9 fest geb. : ca. Eur 14,90
Zugangsnummer: 2018/0289 - Barcode: 2-2189203-3-00005331-0
ab 5. Schulklasse - Signatur: 3.5 Kinder und Jugend - Buch