Sieben Mal wurde König Salomo begraben. Sieben Mal betteten Engel ihn um. Seine letzte Ruhestätte soll er im Land der Berge gefunden haben. In Dagestan. Dag heißt Berg. Jetzt ruht König Salomo der Legende nach auf dem schneebedeckten Schalbus-Dag, dem Berg des Eiskönigs. Er ist über 4.000 Meter hoch. Er gilt im Vielvölkerland Dagestan seit grauer Vorzeit als heilig und ist bis heute ein Wallfahrtsort geblieben.
Die Verehrung des weisen Königs Salomo eint Christen, Juden und Muslime. Seine Weisheit rühmt schon das Alte Testament. Wer den Berg besteigt, auf dem er bestattet ist, wird von seinen Sünden befreit. So glaubt es die Dagestaner.
Die heutige Kaukasus-Republik Dagestan ist überwiegend muslimisch geprägt. Sie wurde im 19. Jahrhundert gegen langanhaltenden Widerstand von der Armee des russischen Zaren unterjocht und blieb nach dem Zerfall der Sowjetunion Teil der russischen Föderation. Das Land grenzt im Süden an Aserbaidschan, im Südwesten an Georgien, im Nordwesten an Tschetschenien. Nördlich von Dagestan beginnt Kalmückien. Nach Osten hin liegt das Kaspische Meer.
Weil Dagestan nördlich des Kaukasus-Hauptkammes liegt, gehört das Land geografisch gemäß einer verbreiteten Definition zu Europa. Der Südkaukasus dagegen zählt bereits zu Asien.
Das dagestanische Dorf Kurusch ist demnach auf 2560 Höhenmetern das höchstgelegene Dorf Europas. Es liegt noch höher als das Dorf Juf in Graubünden, das sich in 2126 Meter Höhe befindet.
Kehren Hausfrauen anderswo den Staub aus der guten Stube, tun sie das in Kurusch mit den Wolken. Knapp 800 Seelen fühlen sich momentan noch stark genug für ein Leben in dieser Höhe und Abgeschiedenheit. Von hier aus hat man eine erstklassige Aussicht auf den heiligen Berg Schalbus-Dag mit dem Grab des König Salomo.
Schon lange wünscht sich Ashab Magomadow, den heiligen Berg zu bezwingen. Er ist Direktor einer Dorfschule und seit 20 Jahren begeisterter Bergsteiger. Endlich ist es soweit. Zusammen mit einigen Freunden aus verschiedenen Dörfern der Region bricht er auf. Ihr Weg führt am Dorf Kurusch vorbei.
Jeder hat seinen eigenen Grund für die Wallfahrt, die den Männern viel abverlangt. Die Bergkuppe des Schalbus-Dag ist selbst im August noch mit Schnee bedeckt. Urplötzlich verhindern dichte Nebel die Sicht. Rechts steigt der Fels über 100 Meter senkrecht empor, links lauert ein ebenso steiler Abgrund. In der dünnen Höhenluft kommen die Männer nur langsam voran.
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Dagestan – Land über den Wolken
Stimme: Max Volkert Martens; Kamera: Jurij Brodskij; Produktion: Monika Guercke; Sound Design: Alexander Timonow; Montage: Dietmar Käfert; Regie: Elke Windisch
Deutschland 2015; Ab 6 Jahren; Sprachfassung: Deutsch; 1 Online-Ressource (52 min); Bild: 16:9 HD
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