LaBan, Elizabeth
So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
Schöne Literatur

Erzählerische Aufarbeitung einer Tragödie, die sich an einer Highschool ereignet hat. An einem Highschool-Internat erhalten die Schüler des Abschlussjahrganges ein eigenes Zimmer. Zu den vielen Traditionen des Hauses gehört, dass der Bewohner aus dem vorhergegangenen Jahrgang dem neuen einen "Schatz" hinterlässt. So erhält Duncan ein paar CDs, auf denen der vorherige Bewohner Tim die Ereignisse erzählt, die das Leben vieler Mitschüler so grundlegend verändert haben. Tim ist ein Albino, d.h. ihm fehlen die farbgebenden Pigmente. Neben der Haut, die gänzlich blass ist, sind v.a. die Augen extrem empfindlich und eigentlich müsste er immer eine schützende Brille tragen (seine Entscheidung, sie nur sporadisch zu tragen, ist ein Baustein der Tragödie). Er kommt zum letzten Halbjahr in die Klasse und hat schon viel Erfahrung mit Angestarrt-Werden und Ausgrenzung. So wagt er sich nur sehr langsam aus seinem Schneckenhaus, als Vanessa, eine kluge und begehrenswerte Klassenkameradin, Freundin des Sportasses und Alphamännchens Patrick ihm mit kleinen Gesten ihre Freundschaft anbietet. Stets aber vermeidet er, seine Gefühle für sie zu zeigen. Zu den Traditionen der Schule gehört auch eine Jahresarbeit zum Thema "Tragödie" und ein sog. Großes Spiel. Patrick wurde vom Vorgängerjahrgang zum Organisator bestimmt und Tim wird zum Gehilfen Patricks, der sich statt eines Spieles eine Schlittenpartie in den Kopf gesetzt hat. Das eigentlich fröhliche Ereignis endet mit einem schrecklichen Unfall. Duncan erlebt parallel zu Tims Erzählung auf den CDs selbst das letzte Jahr mit allen Traditionen, verliebt sich in Daisy und versucht mit Hilfe von Tims Erzählung, seine Handlungen zu reflektieren und manche Entscheidungen im Licht der Vergangenheit besser zu treffen. So endet die Geschichte zumindest für einige Beteiligten voller Zuversicht. - Wow!!! Selten ruft ein Debütroman solche Begeisterung hervor. Hier nur ein paar Gründe, warum dies so ist. Die Figuren und deren unterschiedliche Beziehungen zueinander sind allesamt differenziert und glaubwürdig in ihren Gefühlen, Überlegungen und Handlungen geschildert. Ausgezeichnet gelingen der Autorin gleich zwei Verknüpfungen. Zum einen verknüpft sie bedeutende literarische Themen wie Liebe und Schmerz, schicksalhafte Folgen von Entscheidungen Einzelner auf das Leben anderer u.ä. mit dem realen Leben der handelnden Personen. Die "Tragödie" zieht sich als roter Faden durch alle Ebenen. So lautet Tims Familienname "Macbeth", Duncan ist auch der Name des ermordeten Königs in Shakespeares Drama "Macbeth" und der deutsche Titel wiederum ein Zitat daraus. Zum anderen verwebt sie kunstvoll mehrere Zeitebenen und Perspektiven: Tim erzählt die Ereignisse aus seiner Sicht und gibt Einblicke in seine Beweggründe. Duncan hat den Unfall miterlebt und muss ihn so erneut durchleben, gewinnt aber neue Erkenntnisse, die wiederum ihn vor ähnlich folgenschweren Fehlern bewahren, indem er sich traut, zu seinen Gefühlen zu Daisy zu stehen. Last but not least ist der Roman einfach spannend und gut lesbar geschrieben und entlässt die Leser mit einem zuversichtlichen Ende. - Unbedingt selbst lesen und unbedingt Jugendlichen wie Erwachsenen empfehlen! (Übers.: Birgitt Kollmann)


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Personen: LaBan, Elizabeth Birgitt Kollmann (übers.)

Interessenkreis: Entwicklungsromane

LaBan, Elizabeth:
So wüst und schön sah ich noch keinen Tag / Elizabeth LaBan. - 1. [Aufl.]. - München : Hanser, 2016. - 283 S. : Ill. ; 22 cm. - Aus dem Engl. übers.
ISBN 978-3-446-25082-6 fest geb. : 16,90

Zugangsnummer: 0009678001 - Barcode: 10040959
5.2 - Signatur: 5.2 LaBan - Schöne Literatur