Drei Geschwister verarbeiten den frühen Unfalltod ihrer Eltern auf ganz unterschiedliche Weise. Jules, der Ich-Erzähler in Benedict Wells' lange erwartetem neuen Roman, ist acht Jahre alt, als seine Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommen. Er und seine älteren Geschwister Marty und Liz kommen in ein staatliches Internat, wo es ihnen an nichts Materiellem fehlt, der atmosphärische Unterschied zu ihrem behüteten, liebevollen Elternhaus könnte jedoch nicht größer sein. Die Kinder können weder gemeinsam trauern, noch ihre Verbindung zueinander aufrechterhalten, am Ende ihrer Schulzeit sind sie einander fremd geworden und verlieren sich als Erwachsene beinahe völlig aus den Augen. Besonders für den kleinen Jules ist der Verlust der Eltern prägend, der einst so freche, kleine Kerl wird zu einem unsicheren, verträumten Einzelgänger, der nur eine einzige Freundin findet: Alva. Doch nach dem Abitur trennen sich auch ihre Wege, weil er nicht schafft, ihr zu sagen, was sie ihm bedeutet. Zehn Jahre später möchte er das nachholen, macht Alva ausfindig. Obwohl sie inzwischen verheiratet ist, löst die Wiederbegegnung mit seiner Jugendliebe eine Kette von Ereignissen aus, an deren Ende auch die Geschwister einander wieder nahekommen und endlich über den Verlust der elterlichen Geborgenheit sprechen können. Dem knapp dreißigjährigen Autor ist ein außerordentlich bewegender Roman über Familie und Freundschaft gelungen, der durch die liebevolle Figurenzeichnung lange im Lesegedächtnis bleiben wird. Unbedingte Empfehlung für alle Büchereien.
Personen: Wells, Benedict
Wells, Benedict:
Vom Ende der Einsamkeit : Roman / Benedict Wells. - 1. [Aufl.]. - Zürich : Diogenes, 2016. - 354 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-257-06958-7 fest geb. : 22,00
6.4 - Signatur: 6.4 Wells - Schöne Literatur