Drei Epochen, drei Frauen, drei Schicksale
In den Geschichten von Martha, Maria und Magda im schlesischen Gleiwitz spiegelt sich die Geschichte einer Grenzregion wider: die Geschicke von Deutschen, Polen und Tschechen, Christen und Juden, die liebten und hassten, Familien gründeten und einander verließen, vertrieben wurden und sich wiederbegegneten. Dörthe Binkert spannt gekonnt den großen Bogen von den 20er- bis zu den ausgehenden 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Mit viel Gespür und noch mehr Herzblut zeichnet sie das Porträt einer Zeit und einer Region, in der Freude und Leid nur einen Wimpernschlag voneinander entfernt waren.
Opulente Familiengeschichte aus Oberschlesien über fünf Jahrzehnte.
Nach dem Ersten Weltkrieg ist Oberschlesien geteilt; der Südosten ist von den Alliierten Polen zugeschlagen worden. Gleiwitz ist zwar im deutschen Teil, aber auch hier gibt es von alters her polnischstämmige Familien. Das Leben in den 1920er Jahren ist oft wegen der politischen Unwägbarkeiten schon kompliziert genug, dazu kommen die Mühen des Alltags. Der Familie Strebel geht es noch verhältnismäßig gut. Vater Carl ist Beamter bei Deutschen Reichsbahn, Mutter Martha kümmert sich um die zahlreichen Kinder. Konrad, der Erstgeborene, heiratet die polnischstämmige Paulina. Heinrich ist aufbrausend und engagiert sich bald in der NSDAP, sehr zum Ärger von Konrad. Die Töchter Ida, Hedwig, Klara und Luise vervollständigen die Familie. Die Zeiten werden zunehmend schwieriger, es gilt bald, sich zu entscheiden, für welche Seite man optiert, Polen oder Deutschland. Und als die deutsche Wehrmacht schließlich 1939 in Polen einmarschiert, gibt es für manche Familienmitglieder kaum eine Aussicht, sich zu arrangieren. Nur Heinrich hat in der Partei Karriere gemacht und ist obenauf. Als 1944 die russische Front näherrückt, werden die Verhältnisse chaotisch und schließlich mörderisch. Etliche der Bewohner flüchten nach Westen; nicht alle überleben. Nach dem Krieg wird die deutsche Bevölkerung nach und nach vertrieben; 1970 werden die letzten als Aussiedler in die Bundesrepublik gebracht. - Die zahlreichen Familienmitglieder und andere Hausbewohner werden ausgiebig charakterisiert. Die komplizierten politischen Verhältnisse sind verständlich geschildert. Trotz der mehr als 600 Seiten gibt es keinen Sprachballast in diesem Roman mit gut recherchiertem historischem Hintergrund. Ein Personenverzeichnis und eine vielseitige Zeittafel runden das Werk ab. Eine fesselnde, ansprechende und bewegende Geschichte, allen Büchereien bestens empfohlen.
Frauengeschichte, Romane/Erzählungen, Roman/Erzählung, Gliwice/Gleiwitz, Geschichte, Familiensaga
Personen: Binkert, Dörthe
Standort: Hauptstelle
R
Bin
Binkert, Dörthe:
Vergiss kein einziges Wort : Roman / Dörthe Binkert. - 4. Aufl. - München : Dt. Taschenbuch-Verl., 2021. - 670 S. ; 23 cm
ISBN 978-3-423-28964-1 fest geb : 22,00 ; TB: 14,90€
r - Roman für Erwachsene