Mit einem Blick zurück beginnt Jutta Richter ihr neues Bilderbuch: "Als wir am Fluss wohnten, gab es noch richtige Winter. Bitterkalt mit ganz viel Schnee und Eisblumen in den Fenstern. / Als wir am Fluss wohnten, machte Mama morgens immer den Ofen an." Die zugehörige Illustration von Jacky Gleich zeigt uns in der breiten Totale eine kalte Landschaft getönt in ein dreckiges Graubraun, Erde und Himmel gehen ineinander über, aus den Schornsteinen der paar Häuser, die sich in das Feld ducken, kommt Rauch. Es ist eine Zeit, in der Kohlenkästen in der Küche stehen und in der Früh wird der Ofen angeheizt. Die Ich-Erzählerin, so erfahren wir, darf beim Krippenspiel nur ein Schaf spielen, dabei wär' sie so gerne die Maria. Aber das geht nicht, ist sie doch das schwarze Schaf in der Klasse, bei den Schneeballschlachten ist sie die Zielscheibe und Lehrer Hanke beisst in sein Butterbrot und sieht weg. Jacky Gleich lenkt in ihren Bildern unsere Blicke so, dass uns warm wird, wenn wir von draußen durch das Fenster in die helle Stube blicken und den Duft von Keksen in der Nase haben. Und wenn das Mädchen raus muss, in die Schule, obwohl sie doch am liebsten wie die Kekse in einer Silberdose auf den Heiligen Abend warten würde, fröstelt uns. Wie Gleich uns auf jeder Seite die Heldin zeigt, aber nie von Antlitz zu Antlitz, wie sie uns dann, fast zum Schluss schon, den ersten überraschenden Blick auf ihr Gesicht im Spiegel gönnt, das ist außerordentlich klug und kunstvoll gemacht. Richter erzählt ihren Text in einem lyrischen Ton, beginnt fast beschwörend, wechselt vom Präteritum dann ins Präsens, und intuitiv wird klar, hier erzählt eine aus einer Vergangenheit, der das Geschehene noch sehr präsent ist. Am Ende steht ein Weihnachtswunder - das war schon dem Titel zu entnehmen und ist gut.

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Personen: Richter, Jutta Gleich, Jacky

Schlagwörter: Antolin Klasse-2