Jungmaier, Marianne
Das Tortenprotokoll Roman
Buch: Dichtung

Zum Begräbnis ihrer Großmutter kommt eine junge Frau, die in Berlin lebt, wieder in ihr Heimatdorf zurück. (DR) "Großmutter ist tot" - diese grußlose E-mail erhält die Ich-Erzählerin Friederike von ihrer Mutter. Es ist Herbst, die trostlose Umgebung passt gut zur trüben Stimmung, in der die Frau die Reise zurück nach Hause antritt. Emotional belastet kommt sie in eine Situation, in der parallel zur Vorbereitung des Begräbnisses schon das Haus ausgeräumt wird und die Sachen der Verstorbenen verteilt werden. Friederike erhält das "Protokollheft" und findet zwischen den Tortenrezepten poetische Liebesbriefe eines Mannes an die Großmutter. Mit der Recherche nach dem Absender, die sie gemeinsam mit dem Jugendfreund Tobias unternimmt, vergeht die Zeit bis zum Begräbnis und der Abreise. Der erste Roman der österreichischen Autorin Marianne Jungmaier ist ein sperriges Buch. Düster schildert sie die Zustände in einem Dorf und einer Familie. Laut Klappentext wollte sie "das österreichische Rezept, sich die Vergangenheit und deren Schmerz mit Torten und Tascherln vom Leib zu halten", darstellen. Viel von dem, was sie beschreibt, entspricht sicher den Erfahrungen vieler LeserInnen, die in irgendeiner Weise Bekanntschaft mit dem dörflichen Leben gemacht haben. Allerdings vermisst die Rezensentin die Wertschätzung für die beschriebenen Figuren schmerzlich. Sie schreibt, "[…] so wie es in Großmutter angelegt war, verbittert zu sein" (S. 22), und zeigt uns nie die liebenswerte Frau, der die Liebesbriefe gegolten haben. Ein Satz lautet: "Schweigen ist ein Talent in dieser Familie [...]. Ich frage mich, was in ihren Köpfen vorgeht" (S. 47). Klarheit könnte sich die Ich-Erzählerin verschaffen, indem sie diese einfach persönlich frägt, solange sie noch leben; bevor es zu spät ist, wie bei der Großmutter. Die soghafte Sprache soll die LeserInnen auf die Seite der Ich-Erzählerin ziehen, um durch ihre Augen zu sehen, wie eng, sprachlos und ohne Verständnis die Familie war. Inhaltlich ist aber eine andere Seite zu erkennen: Da liest man von heute unüblichen Freiheiten für Kinder und auch von der Möglichkeit, Zuneigung durch Tortenbacken auszudrücken. Ein sehr ambivalentes Buch! Allen, die neue österreichische Literatur kennenlernen möchten, empfohlen.


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Personen: Jungmaier, Marianne

Schlagwörter: Neuere österreichische Literatur Tod Trauer Abschied Enkel Großmutter Oma Autor <Österreich> Autor <Oberösterreich> österreichische Literaur <Neuere>

Jungmaier, Marianne:
¬Das¬ Tortenprotokoll : Roman / Marianne Jungmaier. - Wien : Kremayr & Scheriau, 2015. - 202 S.
ISBN 978-3-218-00996-6 fest geb. : ca. € 19,90

Zugangsnummer: 0025634001 - Barcode: 0000454919
Gesellschaft-, Liebes- und Eheromane, Frauen und Familienromane - Signatur: DR.G Jung - Buch: Dichtung