Intensiv erzähltes, schauriges Wintermärchen um eine Liebe, die keine Grenzen kennt. (ab 15) (DR) Die deutsche Autorin legt einen bittersüßen, hervorragend erzählten Roman vor - beklemmend, zauberhaft schön wie das Buchcover und gleichzeitig tieftraurig: Die nachdenkliche Anna, 17, wird nicht schlau aus dem zurückhaltenden Abel Tannatek, den Drogendealer und Schulschwänzer. Abel flößt seinen Mitschülern Angst ein und doch fasziniert er Anna. Sie ist dabei, sich Hals über Kopf in ihn zu verlieben, hat sie doch eine andere Seite an ihm entdeckt: Einen siebzehnjährigen Jungen, der sich liebevoll um seine jüngere Schwester kümmert, aufopfernd für sie sorgt und für die Kleine in die Rolle des Märchenerzählers schlüpft. Denn Abel sind nur mehr die Worte geblieben. Worte, hinter denen sich so manches Geheimnis verbirgt, schöne, wohl formulierte, poetische Worte, die sich zu einem Märchen voller dunkler Schatten und tiefer Abgründe formen, einem Märchen, in dem Schönheit und Trostlosigkeit nah beieinander liegen. Und so hebt eine Geschichte voller Tragik, Leid und aufrichtiger Liebe an, melancholisch, dunkel, düster und genauso poetisch wie Leonard Cohens Liedtexte, die gleichsam als passender Soundtrack fungieren. Michaelis schafft in diesem Thriller, den man atemlos verschlingt, eine ungemein dichte Atmosphäre: Man spürt förmlich, wie sich mit den sich ereignenden Mordfällen die Schlinge enger um den Hals der teils ambivalent gezeichneten Figuren legt. Eine Geschichte von großer Poetizität, gewaltig in ihrer Wirkung und zu Recht für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2012 nominiert. Große Empfehlung für alle Büchereien!
Personen: Michaelis, Antonia
Michaelis, Antonia:
¬Der¬ Märchenerzähler / Antonia Michaelis. - Hamburg : Oetinger, 2011. - 446 S.
ISBN 978-3-7891-4289-5 fest geb. : ca. € 17,50
Kriminalromane - Signatur: JE.D Mich - Buch: Kinder/Jugend