Trauer um die Heimat und ein aussichtsloses Fußballspiel, dennoch: Farbenfroh, melancholisch und wunderbar humorvoll erzählt! (DR) Ein schlichter Anfang: "Es war an einem Montag im Oktober, als sie zu Fuß mitten auf der ausgestorbenen Straße auftauchten". Und schon zieht es die LeserInnen in einen Sog aus Ohnmacht, Hoffnung, bizarren Gestalten, trotziger Lebenslust: Die Mine, Lebensader der Menschen im Dorf, soll geschlossen, der Ort dem Erdboden gleichgemacht werden. Ein letztes Mal vor ihrer Auflösung fiebern die Dörfler einem Fußballspiel entgegen. Die Chancen gegen den Erzrivalen stehen schlecht: Der talentierte Tuny Robledo wird vermutlich erst ein Tor schießen, wenn er seine Jungfräulichkeit verloren hat - die Angebetete scheint unerreichbar. Aber dann taucht der Fremde auf: Der Ballkünstler, der alles möglich erscheinen lässt. Auf der Durchreise nur, mit ihm die Schöne, die den Dorfcasanovas den Schweiß auf die Stirn treibt. Wie kann man sie bis zum Spiel halten? Ein letztes Mal bündeln die Dorfbewohner ihre Kräfte: Die Frauen setzen auf ihre Reize, die Männer auf List und Alkohol. Herrliche Figuren wie der verrückte Cachimoco Farfán, rasender Fußball-Kommentator, der seine Rededurchfälle mit derben Indiskretionen und medizinischen Fachtermini spickt (man munkelt, er sei ein übergeschnappter Medizinstudent aus der Stadt!). Nichts von Bedeutung im Leben ist vollständig, wenn es nicht erzählt, nicht mitgeteilt und durch die Magie der Wörter nachgeschaffen wurde (S. 120). So erzählt Hernán Rivera Letelier, der selber einem chilenischen Minendorf entstammt, eine kleine Geschichte von großer Bedeutung und unendlicher Farbigkeit - und verhilft erzählerisch zum Triumph über die Trauer um den Verlust der Heimat. Wunderbar, sehr empfohlen! *bn* Isabella Müller

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Personen: Becker, Svenja (Übers.) Rivera Letelier, Hernán

Schlagwörter: Fußball Chile Atacama Autor <Chile>