Bauer, Christoph W.
Die zweite Fremde zehn jüdische Lebensbilder
Buch: Sachbuch

Was wurde aus den jüdischen Kindern, die 1938 außer Landes gebracht wurden, um sie vor Verfolgung zu bewahren? (GE) Als nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland die Repressalien gegen Juden begannen, hielten viele noch vorerst geduldig still, weil das spätere ungeheuerliche Ausmaß der Grausamkeit und Brutalität für sie zu diesem Zeitpunkt völlig undenkbar war. Hellhörige Eltern haben jedoch schon sehr früh versucht, zumindest ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. So wurden bereits in der zweiten Jahreshälfte 1938 Kindertransporte zusammengestellt, die meist erst 10 - 14-jährige Mädchen und Buben ins Ausland verschickten, wo sie bei Pflegefamilien oder in Heimen aufgenommen wurden. Der in Innsbruck lebende Autor Christoph W. Bauer ist den Schicksalen einiger dieser Kinder buchstäblich nachgegangen und hat sie in England und Israel ausfindig gemacht und aufgesucht. Entstanden sind aus diesen berührenden Begegnungen mit den heute hochbetagten Menschen zehn Porträts, die hervorragend geeignet sind, den Terror der Nazizeit hinter den bekannten nüchternen Fakten verständlicher zu machen. Die erst neun Jahre alten Zwillinge Hans und Felix etwa werden im November 1938 von Wien aus allein mit einem Kindertransport nach Schweden verschickt und erst im Juni 1939 in England mit ihren dorthin geflohenen Eltern vereint. Der 1928 in Innsbruck geborene Erich Weinreb wird im Mai 1939 mit seinem jüngeren Bruder auf ein Donauschiff mit jüdischen Flüchtlingen gebracht - Ziel ist Palästina. Die eindringlichen Lebensgeschichten beinhalten aber nicht nur die verschlungenen Wege dieser Kinder in die neue Heimat, sondern skizzieren auch die vielen Jahrzehnte danach. Fast alle Geretteten sind glücklich, zufrieden und dankbar. Sie besuchen ihre Geburtsorte Wien oder Innsbruck kaum, sprechen die Muttersprache selten, vermissen eventuell die schöne österreichische Landschaft und halten bloß noch ein paar "Reliquien" aus der früheren Heimat in Ehren: das Schnapsservice der Großeltern, ein zerfleddertes Kochbuch… - Halb dokumentarisch, halb mit persönlichen Eindrücken des Autors und seiner recherchierenden Begleiter ausgestattet, sind diese zehn Berichte ein äußerst wertvolles Zeugnis - auch angesichts des hohen Alters der Gewährsleute.


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Personen: Bauer, Christoph W.

Schlagwörter: Juden Nationalsozialismus Flucht Migration Wien Biographie Antisemitismus Exil Innsbruck

Bauer, Christoph W.:
¬Die¬ zweite Fremde : zehn jüdische Lebensbilder / Christoph W. Bauer. - Innsbruck : Haymon, 2013. - 175 S. : Ill.
ISBN 978-3-7099-7021-8 fest geb. : € 19,90

Zugangsnummer: 0022226001 - Barcode: 0000420808
Biographische Sammlungen Österreich - Signatur: BI.AO Baue - Buch: Sachbuch