Im Dom zu Aachen soll ein neuer König gekrönt werden. Im Jahr 2009. (DR) Der junge Programmierer Vincent Merrit kann keiner Herausforderung widerstehen. Und so zögert er nicht lange, als seine Chefin ihn auffordert, ein Programm zur Manipulation von Wahlcomputern zu schreiben - natürlich zu Forschungszwecken. Dann kommt die amerikanische Präsidentschaftswahl 2000, mit deren Abwicklung sich die USA damals den Spott der ganzen Welt zugezogen hatte, und Vincent wird den Verdacht nicht los, dass sein Programm etwas damit zu tun hatte. Acht Jahre später wird Vincent erpresst - er soll noch einmal so ein Programm schreiben. Diesmal versucht er, sich abzusichern und schickt eine Kopie an seinen ihm letztlich unbekannten, in Deutschland lebenden Vater Simon König. Der macht bald darauf die Bekanntschaft einer Horde Computerfreaks und Wahlcomputergegner. Gemeinsam planen sie, eine möglichst absurde Partei zu gründen und dank der manipulierten Computer ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen, um damit deren Risiken aufzuzeigen. Und was könnte absurder sein, als die Wiedereinführung der Monarchie? Doch dann entwickelt die Wahlkampagne Eigendynamik und Simon König steht vor der schwierigsten Entscheidung seines Lebens. Vor seiner Schriftstellerkarriere arbeitete Andreas Eschbach längere Zeit als Softwareentwickler, deshalb weiß er genau, wovon er schreibt. Zudem sind die technischen Details und Vorkommnisse rund um die amerikanische Präsidentschaftswahl mit zahlreichen Fakten dokumentiert, womit der Autor beweist, dass dieser Teil der Geschichte gar nicht so weit hergeholt ist. Und die Wiedereinführung der Monarchie? In Ungarn ruft eine rechtsextreme nationalistische Partei ganz offen zur Ermordung der Roma und zur Bücherverbrennung auf. Das wird nicht nur von der noch bestehenden demokratischen Regierung geduldet; man schätzt, dass die Rechtsextremisten die nächste Wahl gewinnen werden. In Bezug auf Absurdität hat die Realität die Fiktion also schon längst überholt. Eschbachs große Stärke liegt darin, Geschichten zu schreiben, die im ersten Augenblick wie reine Sciencefiction anmuten, sich dann aber als so nahe an der Wirklichkeit liegend herausstellen, dass man sich zu fragen beginnt, wie viel davon bereits Realität wurde. Und darüber hinaus sind seine Romane auch ohne wilde Action so spannend, dass man sie am liebsten in einem Zug durchlesen möchte. Diesmal ging es Eschbach vor allem darum aufzuzeigen, dass kein Computerprogramm sicher vor Manipulation ist. Und dass sich die Mehrheit der Gegner von Wahlcomputern ausgerechnet aus Computerfachleuten zusammensetzt, sollte uns zu denken geben. Als spannende und intelligente Unterhaltung allen Bibliotheken sehr zu empfehlen. *bn* Anita Ruckerbauer
Personen: Eschbach, Andreas
Eschbach, Andreas:
¬Ein¬ König für Deutschland : Roman / Andreas Eschbach. - Bergisch Gladbach : Lübbe, 2009. - 491 S.
ISBN 978-3-7857-2374-6 fest geb. : ca. Eur 20,60
Thriller, Spannungs- und Agentenroman - Signatur: DR.E Esch - Buch: Dichtung