Öde, Kälte und Finsternis verströmt dieser ausgezeichnet recherchierte, beklemmende Kriminalfall, der das heutige Ferienidyll im Bayrischen Wald als Schauplatz eines tragischen Verbrechens aus der Nachkriegszeit zeigt. (DR) Nach den zu Bestsellern avancierten, mehrfach ausgezeichneten historischen Kriminalgeschichten "Tannöd" und "Kalteis" wartet die Regensburger Autorin Andrea Maria Schenkel mit einem neuen Tatsachenkrimi aus vergangenen Tagen auf. "Finsterau" ist der Name eines kleinen Dorfes im Bayrischen Wald, in dem das trostlose Elternhaus der von klein auf störrischen Afra liegt. Dorthin kehrt die von einem Franzosen geschwängerte, bildhübsche Afra gegen Ende des Zweiten Weltkriegs aus Ermangelung jeglicher Zukunftsperspektive widerwillig heim. Der von seinen Erlebnissen während der beiden Weltkriege physisch wie psychisch schwer beschädigte Vater führt mit seiner hart arbeitenden Frau Theres ein sehr ärmliches Häuslerdasein, das "zum Sterben zuviel, zum Leben zu wenig" bietet. Die Not ist hier ein nur zu oft gesehener Gast, Afra und ihr unehelicher Sohn Albert werden mehr geduldet denn geliebt. 1947 geschieht dann das Unfassbare: Die junge Frau und der kleine Bub werden brutal erschlagen aufgefunden. Neben den Leichen der teilnahmslos wirkende, demente Vater. Der Fall scheint rasch geklärt, Vater Zauner lässt sich widerstandslos abführen und wird trotz mangelhafter Indizien vorschnell verurteilt. Rund 18 Jahre nach diesem grausamen Ereignis tauchen ein mysteriöser Zeuge und erste Zweifel am Tathergang auf. Auf knapp 125, atmosphärisch immens dichten Seiten erzählt die Autorin in vielen kurzen Kapiteln aus stets wechselnder Perspektive aller Beteiligten diese auf mehreren Zeitebenen spielende Kriminalgeschichte. Spannung bis zur letzten Seite garantieren einige falsch gelegte Fährten sowie der mosaikartig zusammengesetzte Aufbau des Geschehens, der am Schluss ein logisches, in sich stimmiges Gesamtbild ergibt. Die antiquierte Sprache der damaligen Zeit sowie die detailliert geschilderten Schauplätze sorgen für das passende historische Kolorit, die einzelnen Charaktere erhalten anhand klarer Dialoge unverwechselbare Stimmen, nüchtern geführte Verhöre sowie punktgenaue Protokolle verleihen diesem düsteren Kriminalroman ein starkes Profil und hohe Glaubwürdigkeit. Bestens geeignet für alle Schenkel-Fans sowie für weniger zart besaitete LeserInnen mit Interesse an historischen Kriminalfällen. *bn* Elisabeth Zehetmayer

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Personen: Schenkel, Andrea Maria

Schlagwörter: Tochter Dorf Uneheliches Kind Autor <Deutschland> Kind <nicht Ehelich>