Die poetische Art des Erzählens lässt den Leser diesem Roman verfallen, auch wenn die Handlung auf den ersten Blick eher auf das Gegenteil schließen lässt. Trotzdem sind es vor allem die Naturschilderungen vom Rand des Polarkreises mit dem weißen Licht des hohen Nordens, welche wohl in der Gegenwartsliteratur kaum wieder zu finden sind. In dieser Abgeschiedenheit wartet die junge Liv zusammen mit ihrer Mutter auf die Ergebnisse der Abschlussprüfungen. In dieser Zeit des Wartens sterben nacheinander sechs Männer. Zuerst Mats, der aufs ruhige Meer hinausfährt und tot wieder angespült wird, dann Livs Bruder Harald, der ebenfalls mit demselben Boot dasselbe Schicksal erleidet. Die Bewohner der Insel nehmen diese Todesfälle paradoxerweise ohne große Aufregung zur Kenntnis, sodass man als Leser mehr und mehr in ein verwirrendes Spiel aus Fiktion und Aberglaube hineinschlittert und schließlich an die Gegenwart der männermordende Hexe Huldra glaubt, die den nordischen Geistererzählungen entstammt und vom Autor geschickt in den Roman verwoben ist. Burnside spielt mit den vermeintlichen Tatsachen geschickt und erzeugt so ein Bild von Liv, das zwischen Wahn und Fantasie pendelt. Dennoch kann man sich dem Kern des Plots nicht entziehen und auch nicht dem Psychogramm der Hauptfigur mit all seinen Verästelungen und Zwischentönen: bildkräftig, sprachgewaltig, mehrdeutig! *LHW.Lesen.Hören.Wissen* Michael Patreider
Personen: Robben, Bernhard (Übers.) Burnside, John
Burnside, John:
In hellen Sommernächten : Roman / John Burnside. - 1. Aufl. - München : Knaus, 2012. - 378 S. - Aus dem Engl. von Bernhard Robben
ISBN 978-3-8135-0460-6 ca. Eur 20,60
Thriller, Spannungs- und Agentenroman - Signatur: DR.E Burn - Buch: Dichtung