Ein typisch österreichisches Sittenbild voller gewissenloser Politiker, aalglatter Aufsteiger und gieriger Bankiers. (DR) Mit dem ersten Satz und dem Cover des Buches lässt Peter Rosei keinen Zweifel offen, dass darin ein ehemaliger österreichischer Finanzminister eine Hauptrolle einnimmt. Den Politiker scheint nach den ersten Seiten nichts mit der Hauptfigur des Buches, Gisela Stern, zu verbinden. Die soziale Wendigkeit und Rücksichtslosigkeit beider Emporkömmlinge führt beide an die Spitze der Gesellschaft. Gisela hat es zur Bankdirektorin gebracht, erliegt dem Charme des Berufspolitikers und erweist ihm eine "kleine Gefälligkeit". Damit beginnt auch der Abstieg der beiden. Der Minister stürzt über seine Gefallsucht, Gisela Stern über ihre Angewohnheit, das Leben als bloßes strategisches Spiel mit Gewinnern und Verlierern zu sehen. Peter Roseis Roman könnte man auch als unterhaltsames Sachbuch über das Österreich der jüngsten Vergangenheit sehen. Nur schade, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt, weil man weiß, dass bei den geschilderten kriminellen Figuren aus Politik und Wirtschaft die Fiktion des Romans mit der österreichischen Realität ident ist. Rosei zeigt sich in diesem Buch einmal mehr als Meister der Milieuschilderung. Mit vielen Zeitsprüngen und Parallelhandlungen sorgt er für eine dramaturgisch schlüssige, spannende Handlung. Diesen Roman kann man aufgrund seiner Kurzweiligkeit und sprachlichen Qualität mit bestem Gewissen empfehlen!
Personen: Rosei, Peter
Rosei, Peter:
Madame Stern : Roman / Peter Rosei. - St. Pölten : Residenz-Verl., 2013. - 153 S.
ISBN 978-3-7017-1606-7 fest geb. : ca. € 19,90
Gesellschaft-, Liebes- und Eheromane, Frauen und Familienromane - Signatur: DR.G Rose - Buch: Dichtung