Eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Kriegsverbrechen in Bosnien anhand einer Liebesgeschichte. (DR) Robert ist als Sohn eines Kroaten in Deutschland aufgewachsen, ohne die Sprache seines Vaters je zu erlernen und sich mit seinen Wurzeln im ehemaligen Jugoslawien zu beschäftigen. Durch die Begegnung mit der serbischen Studentin Ana ändert sich dies mit einem Schlag, besonders als zutage kommt, dass Anas Vater wegen eines Kriegsverbrechens in Den Haag vor Gericht steht. Und nun versucht Robert in Den Haag im Blick auf den für den qualvollen Tod von 42 Menschen mitverantwortlich gemachten Zlatko Simic zu verstehen, wie die Schuld dieses hoch gebildeten Shakespeare-Spezialisten und Universitätsprofessors für Anglistik zu erklären ist und ob eine Beziehung mit seiner großen Liebe Ana weiterhin möglich ist. Nicol Ljubic, in Zagreb geborener und in Schweden, Griechenland, Russland und Deutschland aufgewachsener Sohn eines Flugzeugtechnikers, ist mit seinem vorliegenden zweiten Roman eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Kriegsverbrechen in Bosnien, der Frage nach den Tätern und den Opfern (und auch der Frage, ob diese Trennlinie immer so scharf zu ziehen ist), den Wunden der Gewalt nach zwanzig Jahren, mit Verdrängung und mühsamer, schrittweiser Aufarbeitung einer gewaltsamen Geschichte gelungen, ohne dabei auf gängige Klischees zurückzugreifen. Ein Roman, der in einer packenden Story mit einem Thema, das auch bei uns leicht als Horrornews verdrängt wird, konfrontiert. Sehr empfehlenswert. *bn* Monika Roth
Personen: Ljubic, Nicol
Ljubic, Nicol:
Meeresstille : Roman / Nicol Ljubic. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2010. - 191 S.
ISBN 978-3-455-40116-5 fest geb. : ca. Eur 17,50
Politische und sozialkritische Romane - Signatur: DR.Z Ljub - Buch: Dichtung