Das Martyrium der Flucht der beiden Brüder Aryan und Kabir aus Afghanistan. (DR) Der vierzehnjährige Aryan und sein achtjähriger Bruder Kabir müssen miterleben, wie ihr älterer Bruder und ihre Eltern in den Unruhen in Afghanistan ums Leben kommen. Die Brutalität und Unbarmherzigkeit der eigenen Milizen, die mit Brachialgewalt bereits Kinder als Soldaten rekrutieren, bewegen Aryan dazu, mit seinem Bruder aus der Heimat zu flüchten. Denn dort hätten sie keine Überlebenschance. Ohne Papiere und nur mit den Kleidern, die sie am Leib tragen, fliehen sie. Aryan hat ein großes Ziel: England. Dort möchte er mit Kabir die Schule besuchen, dort wird alles gut. Und damit sein Bruder die Reiseroute nicht vergisst, falls sie getrennt würden, "beten" sich die beiden die einzelnen Etappenziele täglich vor - sie verschmelzen zu einem Wort: KabulTeheranIstanbulAthenRomParisLondon. Die beiden Jungen erleben auf ihrer Flucht ein unvorstellbares Martyrium. Sie müssen ohne Bezahlung unter menschenunwürdigen Bedingungen monatelang als Erntehelfer arbeiten, Missachtung und grauenhafter Hunger sind ihre ständigen Begleiter. Sie lernen ein unmenschliches Europa kennen - Ausbeutung, Vergewaltigung, harte Polizeiaktionen und Abschiebung - und immer wieder kämpfen sie mit Rückschlägen. Aber sie verlieren nie ihr Ziel aus den Augen. Ganz selten zeigt die Autorin auch die andere Seite der Europäer, z.B. einen Beamten, der sich weigert, ein Kind zu verhaften. Der Roman wird vorrangig aus der Sicht Aryans geschildert. Lediglich gegen Ende schwenkt der Blickwinkel auf Kabir über, der den erschütternden Schluss mit seinen Worten in der Ich-Form erzählt. Die Autorin schreibt klar und ohne Rührseligkeit. Gerade durch diese Nüchternheit ist man überhaupt in der Lage, das aufrüttelnde Buch zu lesen.

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Personen: Schmalz, Monika (Übers.) Brothers, Caroline

Schlagwörter: Flucht Migration Kind Emigration Auswandern Junge Afghanistan