Ein Sommer im Waisenheim für Jugendliche mit Handicaps: ungewohnte Einblicke in eine "andere" Gemeinschaft. (ab 12) (JE) Kann man sich in die Gedanken und Gefühle eines geistig eingeschränkten Menschen hineinversetzen, aus seiner Perspektive einen Roman schreiben? Sarah Michaela Orlovsý hat es gewagt. Mit Hovanes als Ich-Erzähler schildert die Autorin einen Sommer im "Haus Bethlehem". Dort wohnt der Junge mit vier anderen Jugendlichen und zwei Betreuerinnen. "Haus Bethlehem" ist ein Waisenheim für Jugendliche mit unterschiedlichen Handicaps. Durch Hovanes Augen, der sich selbst zunächst als stark isoliert empfindet, wirkt die Gruppe bisweilen irritierend versprengt - gewohnte Beziehungsmuster scheinen besonders unter den Jugendlichen nicht zu greifen. Dennoch bilden sie eine Art "Familie". Mit der Journalistin Ana wirft jemand von außen einen neugierigen Blick auf diese besondere Gemeinschaft. In einigen Passagen wechselt die Autorin die Erzählperspektive jeweils kurz. Vieles irritiert an diesem Debütroman: Die Gedanken des Ich-Erzählers bleiben teils unvertraut, Alltagssituationen aus dem Haus wirken fremd, die Art der Behinderungen bleibt konsequent ungewiss. Vielleicht ist es genau das, was die Autorin will: Mit Gewohntem brechen, einen neuen Blick provozieren. Ein Diskussionsangebot an die LeserInnen wäre sicher hilfreich. Für größere Bibliotheken empfohlen.
Personen: Orlovský, Sarah Michaela
Orlovský, Sarah Michaela:
Tomaten mögen keinen Regen / Sarah Michaela Orlovský. - Wien : Wiener Dom-Verl., 2013. - 176 S.
ISBN 978-3-85351-248-7 fest geb. : ca. € 17,90
Gesellschaft, Psychologie, Krankheit - Signatur: JE.T Orlo - Buch: Kinder/Jugend