Moskin, Marietta
Um ein Haar Überleben im Dritten Reich
Buch: Kinder/Jugend

Marietta Moskin erzählt mit der Stimme der 16-jährigen Rosemarie wie sie als Jüdin mit ihren Eltern in Westenbork und Bergen-Belsen den Holocaust überlebte. (ab 14) Rezension: "Wie herzlos wir doch werden", stellt die 14-jährige Rosemarie fest. Es ist Dienstagmorgen. Sie räumt die Baracken auf, aus denen, wie immer Montagnacht, Hunderte von Häftlingen nach Polen "umgesiedelt" wurden. Sie kennt die Viehwaggons "für acht Pferde", ihren bestialischen Gestank. In unzähligen Transporten werden hier Menschen zusammengepfercht, auch viele Mütter mit schreienden Babies. Wenige Wochen ist Rosie im "Transitlager" Westenbork, doch sie kann nicht mehr weinen. Irgendwann blickt jedes Kind einmal in die erschreckt aufgerissenen Augen des kleinen Jungen mit der Ballonmütze, der vor Maschinenpistolen im Ghetto von Warschau steht, die Arme erhoben, als sei er ein Schwerverbrecher. Erschüttert betrachtet es die altmodischen Stiefelchen. Später kommen Beschreibungen der Gaskammern hinzu, Fotos von Bergen skelettmagerer Leichen. Das kommt nie wieder, nicht wahr? Die Bilder verschwimmen, der Blick gehört einem Fünfjährigen, der sich in Ruanda tagelang unter zerhackten Leibern verstecken musste, oder der Kleinen, die irgendwo zur Prostitution gezwungen wird. Gewalt abstrakt, Achselzucken. Bei Moskin bekommt Leid ein Gesicht. Das der braunlockigen holländisch-jüdischen Teenagerin Rosie. Ungekünstelt berichtet sie über den Zeitraum von August 42 bis Mai 45. Vom Ausschluss von Schule, Strand und Schwimmbad. Wie die geliebten Zöpfe abgeschnitten werden - ist praktischer im Lager. Vom Leben dort. Es sind nicht vordergründige Gräuel, die so berühren, sondern die Selbstzweifel der Heranwachsenden, ihre Freundschaften, ihr Ringen um einen Lebenssinn. Ausgelassen wird Ruthies sechzehnter Geburtstag gefeiert. Sogar Geschenke gibt es, eine erste Liebe. Jetzt ist Ruthie alt genug für die Deportation. Nach Auschwitz. Ein Abschied von vielen. Ausnahmezeit, ja, aber Empfindungen sind zeitlos. Vielleicht haben deshalb gerade heute deutsche SchülerInnen die einfühlsame Übersetzung dieses autobiographischen Romans von 1972 geleistet. Gegen Resignation. Frau Moskin hat sich gefreut.


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Personen: Moskin, Marietta

Schlagwörter: Taschenbuch Juden Lager Nationalsozialismus Konzentrationslager Mädchen Zweiter Weltkrieg Deportation Autor <Österreich> Autor <Amerika> Weltkrieg 2. <1938 -1945>

Interessenkreis: Jugend

Moskin, Marietta:
Um ein Haar : Überleben im Dritten Reich / Marietta Moskin. - München : cbt, 2005. - 287 S.
ISBN 3-570-30212-1 kt. : Eur 7,30

Zugangsnummer: 0024861001 - Barcode: 0000447010
Geschichte ab dem 20. Jahrhundert - Signatur: JE.GE Mosk - Buch: Kinder/Jugend