"Roter Drache", "Das Schweigen der Lämmer und "Hannibal" berichteten in fortlaufender Chronologie vom erwachsenen Hannibal Lecter, jetzt erzählt Harris - nach dem "Wie-er-wurde-was-er-ist"-Prinzip - von den Anfängen des genialen Soziopathen. Für den litauischen Adligen ist die Kindheit schlagartig vorbei, als seine Eltern bei einem Angriff deutscher Soldaten sterben und seine Schwester von marodierenden Kollaborateuren brutal getötet (und verzehrt) wird. Er kommt ins Waisenhaus und anschließend zu seinem Onkel nach Paris, wo er sein Medizinstudium beginnt. Und endlich kann er die Mörder seiner Schwester suchen und richten. Man darf spekulieren, ob es Absicht des Autors war, Hannibal menschlicher darzustellen, denn, obwohl dieser hier erstmals grausam mordet, exkulpiert er seinen Negativhelden ein wenig, indem er Erklärungen liefert, Verständnis für den vom Schicksal Gebeutelten weckt und ihm dadurch etwas von der früheren Faszination nimmt. Trotzdem ist auch dies ein gut erzählter, sehr spannender Thriller, den alle Bibliotheken anbieten müssen.
Personen: Harris, Thomas
Harris, Thomas:
Hannibal rising : Roman / Thomas Harris. Aus dem Amerikan. von Sepp Leeb. - 1. Aufl. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2006. - 344 S. : 22 cm
ISBN 978-3-455-40050-2
Krimi, Thriller - Signatur: DK Har - Buch