Ich versuche eine kleine Vorgeschichte zur Entstehung des Bilderbuches zu erfinden: Jemand räsoniert über die Unmöglichkeit, Kindern in unserer Zeit gerecht zu werden. Er/sie leidet mit den Unverstandenen, für die keiner Zeit hat, und hat selbst Schuldgefühle dabei, schreibt einen Bilderbuchtext für Kinder, gibt damit seinen/ihren Sorgen Sprache und ? entlastet sich damit ein wenig selbst. Ich möchte damit keinesfalls die gute Absicht der Autorin schmälern. Manchmal schleicht sich das Gefühl ein, dass derlei Bücher nicht nur für Kinder geschrieben wurden. Saras Geschichte ist mit leicht melancholischem Unterton ganz nah am Erleben des Kindes erzählt, seinen Gedanken ist breiter Raum gegeben. Die knappen Dialoge des Kindes mit den großteils abweisenden Erwachsenen sprechen für sich selbst. Sara hat ein Bild gemalt, nun will sie davon erzählen, aber alle sind zu beschäftigt, keiner will zuhören. Saras Enttäuschung steigert sich von Seite zu Seite. Die großen doppelseitigen Bilder bieten einen guten Einblick in das Seelenleben des Kindes. Immer weniger werden die Details, immer abstrakter wird die Szenerie. Besondere grafische Perspektiven sind Ausdruck einer inneren Perspektive ? Sara ist an den Rand gedrängt. Eine alte Frau, auch Angehörige einer Randgruppe unserer Gesellschaft, hört zu, bringt das Kind nach Hause, führt die Lösung herbei. Mama hat sich schon Sorgen gemacht, endlich hat sie Zeit, endlich kann Sara erzählen. Ich empfehle das Bilderbuch für Kinder ab dem 5. Lebensjahr und für die Elternarbeit. *UK* Eva Trummer
Personen: Voigt, Hannelore Corthésy, Olivier Fossati, Nicolas
Voigt, Hannelore:
Sara will erzählen / Hannelore Voigt. Bilder von Olivier Corthésy und Nicolas Fossati. - Hamburg : Nord-Süd-Verl., 1995. - [13] Bl. : überw. Il
ISBN 978-3-314-00624-1
Bilderbücher - Signatur: JD Sar - Bilderbuch