Auf die Sichtweise kommt es an. Unterschiedliche Blickrichtungen auf die Welt beschäftigten Brendan Wenzel schon in „Leben“ (Text: Cynthia Rylant, NordSüd 2017). Während er dort vom großen Ganzen ausging, bezieht er sich nun auf den Bewegungsradius einer Katze und die unterschiedlichsten Sichtweisen auf das Tier: Obwohl das Kind ebenso wie der Hund, der Fuchs, die Biene oder die Maus allesamt eine Katze sehen, nehmen alle etwas anderes wahr. Die unterschiedlichen Sehweisen werden bei Brendan Wenzel zum zentralen Thema dieser auf der Textebene geradlinig und poetisch erzählten Geschichte. Die Bilder sind beeindruckend in ihren kontrastreichen Darstellungsweise und im Wechsel der Perspektiven. Zwar ist die Katze auf jeder Seite zu sehen, aber immer anders: Eine vorbeifliegende Biene sieht die Katze in Großaufnahme und völlig verpixelt, die Maus nimmt sie als gruselige Fratze mit auffällig scharfen Zähnen und Krallen wahr, ein Vogel blickt von oben hinab auf das getigerte Rückenfell … Die Vielfalt der Perspektiven findet ihre Entsprechung in den unterschiedlichen Techniken, derer sich Brendan Wenzel bediente: „Am Ende hat es fast jedes künstlerische Material, das ich besitze, ins Buch geschafft. Die Liste beinhaltet Wasserfarbe, Acrylfarbe, Ölkreide, Wachsmalkreide, Graphitstift, Buntstift, Kohle, Magic Marker und natürlich Papierschnipsel.“ Und am Ende der Geschichte wird die Katze selbst zur Betrachtenden, tritt ans Wasser, „… und was glaubst du, dass sie sah?“
Personen: Wenzel, Brendan
JD
Wen
Wenzel, Brendan:
Alle sehen eine Katze / Brendan Wenzel. - 2.Auflage. - Zürich : NordSüd, 2018. - [19] Blatt, überwiegend farbig illustriert ; 23,5 x 28,5 cm
ISBN 978-3-314-10405-3 Fest gebunden : ca. € 15,50
JD - Kinder/Jugend Bellet