Im weiten Land des Krimis ist alles erlaubt, wenn es nur eine Art Handlung dabei gibt. Nach den mühsamen Erzähl-Experimenten gerade der österreichischen Autoren und Autorinnen vor der Jahrhundertwende ist das Publikum mittlerweile so dankbar um jeden Faden Handlung, dass es den Verlagen jeden Krimi aus der Hand frisst. Edith Kneifl stellt ihren Kriminalroman "Blutiger Sand" auf eine Erzähldüne, die sich ständig verändert. Nie ist nämlich klar, ob es sich um eine Verhöhnung des Genres handelt oder um eine besonders blumige Karl-May-Ausschmückung mit kriminalistischen Effekten. Die Historikerin Katherina Kafka arbeitet in Wien normalerweise als Kellnerin, weil es in Österreich kaum hochqualifizierte Jobs gibt. Vor zwanzig Jahren sind ihre Eltern auf einem Trip in Texas ermordet worden, die Mörder konnten nie gefasst werden. Doch jetzt gibt es neue Untersuchungsmethoden und man hat wieder eine neue Spur, zumal die Täter ins Profi-Fach Serienkiller gewechselt sind und in regelmäßigen Abständen Revival-Morde durchführen. Frau Kafka packt also ihre Sachen und den Freund Orlando zusammen, der ständig mit Perücken und Reizwäsche die Gegenden erkundet. Kaum gelandet, trifft das Komiker-Paar auf den Cold-Case-Beamten, der sie in die aktuelle Materie einführt. Auf den Spuren von Touristen, den ermordeten Eltern und Charles Manson, der in der Blumenkinder-Ära ordentlich Massaker angerichtet hat, geht es in die Nationalparks des Westen auf der Route 66 schließlich dem Showdown zu, das hier nicht enträtselt werden darf. Während der Mission wird ordentliche gesoffen, "es reicht Kafka, normalerweise brauchst du keinen Alkohol um peinlich zu sein." (76) Kafka kriegt es dann auch mit den Hormonen und muss sich schnell einmal mit einem Kerl niederlegen, damit alle Gefühlsflüssigkeiten an die richtige Stelle schwappen können, Orlando pflegt inzwischen seine Tunten-Garderobe. Während der alte Fall bis in die Wüsten des Death Valley hinein verfolgt wird, schlängeln sich die frischen Mordfälle wie Schlangen durchs Gelände. In den Gebieten der Hopi wird dann noch ein Schuss Esoterik ausgeschenkt. Edith Kneifl erzählt sich mit dem blutigen Sand einen Abenteuerroman von der Seele. Wenn eine Figur gebraucht wird, wird sie um Eck eingeführt, wenn der eine Nationalpark fertig ist, wird der nächste heruntergeladen. So planen Tramper in Österreich meist ihre Hippie-Touren als Sechzigjährige, wenn sie die Jugend versäumt haben. Wie andere ihr Foto schießen, schießen hier die Mörder kurz jemanden über den Haufen oder stechen ihn ab. - Ein blutrünstiges Märchen, das man nicht allzu ernst nehmen sollte. Helmuth Schönauer
Personen: Kneifl, Edith
DR.D
Kne
Kneifl, Edith:
Blutiger Sand : Kriminalroman / Edith Kneifl. - 1. Auflage. - Innsbruck [u.a.] : Haymon-Verl., 2012. - 264 Seiten
ISBN 978-3-7099-7004-1 Fest gebunden, ca. Eur 19,90
DR.D - Schöne Literatur