Eine in Bild und Erzählton erfrischende Neufassung orientalischer Märchen-Erzähl-Kunst. (ab 5) (JD) Wie auch die Abenteuer von Sindbad oder Ali Baba zählt das Märchen um Aladin und seine schiere Reichtümer spendende Lampe zu den wohl bekanntesten Märchen, die in Tausendundeiner Nacht erzählt werden - und ist ebenso wie diese in der ursprünglichen, arabischen Sammlung gar nicht enthalten gewesen. Sie wurden erst im frühen 18. Jahrhundert vom Franzosen Antoine Galland, dem ersten europäischen Übersetzer, hinzugefügt. Dieser Kanonbildung wird spätestens mit den multimedialen Mitteln des 20. Jahrhunderts liebenswerter Orientalkitsch hinzugefügt - gipfelnd (natürlich) in der Märchen-Variante aus dem Hause Disney. Der italienische Comic-Künstler geht einen ganz anderen Weg und kontrastiert jene Farben, die als "orientalisch" gelten, mit intensiven Buntstiftzeichnungen, die (wie zum Beispiel auch seine Pinocchio-Illustrationen) von Blau-, Blau-Schwarz-, Grün- und Rottönen bestimmt werden. Was er dabei zuallererst ausspielt, ist die theatrale Wirkung von Silhouetten vor weißem Hintergrund. Er nimmt keine illustratorische Psychologisierung der Figuren vor, sondern findet Freude daran, ihre spezifischen Bewegungen mit dem jeweils gewitzten oder magischen Gestus zu inszenieren. Wunderbar, wie sich zum Beispiel der Dschinn der titelgebenden Lampe aus dem Rauch/Geist gestrichelter Farblinien etabliert, um seine wie Feuerzungen wirkenden Hände um Aladin zu schlingen. Ebenso erfrischend wie diese (Neu-)Illustration ist die Textfassung des Erfolgsautors Philip Pullman, der (wie schon in seinem Grimm-Projekt) einen Erzählton anschlägt, der frei von Patina ist und dennoch in Motivik und Erzählverlauf der Tradition verpflichtet bleibt. Sehr zu empfehlen zum Vorlesen ab 5 und Selberlesen ab 8 Jahren.

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Personen: Pullman, Philip Tichy, Martina Mattotti, Lorenzo

Schlagwörter: Märchen