Annotation: Was wäre, wenn sie plötzlich Waisen wären? Einen Nachmittag lang spielen zwei namenlos bleibende Brüder den Ernstfall. Und finden dabei erstaunlich fantasievolle Antworten auf existenzielle Fragen im Kinderleben. Rezension: Never change a winning team - der Moritz Verlag tut gut daran, das nordische Erfolgs-Duo Nilsson und Eriksson immer wieder neu an den Start zu schicken. Die können's einfach, die Schweden. Schwere Themen wie Verlust und Trauer mit leichtem Ton und dennoch tiefem Ernst so zu verpacken, dass sich kleine wie große LeserInnen zart berührt und gleichzeitig gut unterhalten fühlen. Erneut legen die beiden ein Beispiel ihrer Erzähl- und Bilder-Kunst vor. Darin proben zwei namenlos bleibende Brüder einen Nachmittag lang den Ernstfall, nachdem weder Mama noch Papa zur vereinbarten Zeit zuhause auftauchen: "Bestimmt waren meine Eltern tot. Irgendwas war passiert, vielleicht hatte ein Laster sie überfahren." Erstaunlich schnell geht der Ältere gleich nach dieser Schreckensvision zur kindlich-pragmatischen Gau-Bewältigung über und füllt die Rolle des großen Bruders mit bewundernswerter Logik aus. "Ich hörte sofort auf zu weinen. Ich durfte ihm nicht zeigen, wie furchtbar alles war. Da wäre er traurig geworden." Also ist Aktionismus angesagt: Ein Bretterhaus wird gebaut, ein Fernseher aus Karton improvisiert und ein Nachbar um Essen angepumpt. Aber dann bricht in einer stillen Minute doch noch die Verzweiflung über ihn herein. Wie gut, dass plötzlich Mama und Papa wieder da sind. Alles nur ein Missverständnis. "Ich aß mein Brot. Und mein kleiner Bruder rülpste." Ulf Nilsson erzählt von einer Katastrophe, die in den ganz normalen Kinderalltag einbricht. Und dennoch schafft er es, aus der kindlichen Trauer ein unbeschwertes Spiel zu entwickeln, über das wir zuerst schmunzeln und später lachen müssen - trotz des großen Ernstes, der dahinter spürbar ist. Eva Eriksson entwirft dazu passend mit leichtem Strich eine Winterlandschaft, aus der bald die warmen Rot-Töne verschwinden, bis schließlich Grau und Eisblau dominieren. Fast meint man, sogar dampfenden Atem aus den Kindermündern fließen zu sehen. Das Schlussbild zeigt die Kleinen auf einem gemütlichen, roten Sofa zusammen mit den Eltern kuscheln. Alles ist gut.
Personen: Könnecke, Ole
Standort: Bibliotheksreferat
Als wir allein auf der Welt waren / Ulf Nilsson [Text]. Eva Eriksson [Ill.]. Aus dem Schwed. von Ole Könnecke. - Frankfurt a. M. : Moritz-Verl., 2009. - [18] Bl. : überw. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-89565-212-7 fest geb. : ca. € 13,30
JD Kinderverse, Bilderbücher - Signatur: JD Kinderverse, Bilderbücher Als - Kinder und Jugend