Eine bewegende Geschichte aus dem Warschauer Ghetto, in der es um Freundschaft und Zivilcourage geht. (ab 12) (JE) Warschau 1942: Der achtjährige Rafal lebt mit seinem Großvater im Warschauer Ghetto, das hier anfangs nur "der Bezirk" genannt wird. Der Großvater war Mitglied der Warschauer Philharmonie und versucht jetzt, mit Geigenspielen den Enkel und sich durchzubringen. Allerdings ist ihm klar, dass ihre Tage im Ghetto gezählt sind, und er arrangiert Rafals Flucht. Es klappt jedoch nicht alles so wie geplant und Rafal bleibt alleine in einem Versteck im ehemaligen Zoo zurück. Dort wird er von Emek und Lidka gefunden und die beiden zeigen ihm, wie man hier überleben kann. Rafal ist ein richtiger kleiner Büchernarr und das einzige Buch, das er auf der Flucht mitnehmen kann, ist H. G. Wells "Zeitmaschine". Rafal ist bald klar, dass die Nazis so wie die Morlocken sind. Und dann steht er plötzlich selber vor der Zeitmaschine und reist mit ihr in das Jahr 2013 - oder war es doch nur ein Fiebertraum? Den kleinen Ich-Erzähler Rafal hat es wirklich gegeben, allerdings hat der Autor seine Erlebnisse noch weiter ausgeschmückt. Und diese Erlebnisse gehen sehr unter die Haut, obwohl jede ausdrückliche Schilderung von Grausamkeiten vermieden wird. Allerdings wird vorausgesetzt, dass die jungen LeserInnen über den Zweiten Weltkrieg, die Naziherrschaft und das Warschauer Ghetto einigermaßen Bescheid wissen. Wahrscheinlich sind die historischen Ereignisse rund um das Warschauer Ghetto in Polen auch heute noch präsenter als bei uns; in der deutschen Ausgabe hätte ich mir einen kleinen Anhang mit den wichtigsten Ereignissen und Begriffen gewünscht. Nicht leicht einzuordnen ist der Teil mit der Zeitmaschine, die sich dann als "echt" entpuppt. Nicht, weil sich das für einen historischen Roman mit gerade diesem Hintergrund "nicht gehört", sondern weil dann möglicherweise alles für nicht real angesehen wird. Zur Spannungssteigerung braucht man es nicht, denn die im Präsens geschriebene Geschichte lässt einen auch so nicht mehr los, so dass man sie am liebsten in einem Rutsch lesen möchte.
Personen: Szczygielski, Marcin Weiler, Thomas
Standort: Bibliotheksreferat
Szczygielski, Marcin:
Flügel aus Papier / Marcin Szczygielski. Aus dem Poln. von Thomas Weiler. - Mannheim : Sauerländer, 2015. - 285 S.
ISBN 978-3-7373-5212-3 fest geb. : ca. € 14,40
JE Erzählungen - Signatur: JE Erzählungen Szc - Belletristik