Lappert, Rolf
Pampa Blues Jugendroman
Kinder und Jugend

Liebeserklärungen an Großstädte gibt es viele. Und nun gibt es auch eine doppelbödige literarische Hommage an das Gegenstück dieser lebendigen, lauten Metropolen - an die winzigen, bedeutungslosen Nester, von denen man nur etwas hört, wenn etwas Außergewöhnliches dort passiert. In so einem Kaff sitzt Ben fest. In Wingroden, nicht zufällig ein Anagramm zu "Nirgendwo", muss man keine Ladentür absperren, weil kein Schwein hinkommt, nicht mal ein Einbrecher. Zehn Einwohner gibt es, und der erst Sechzehnjährige ist einer davon, weil er sich um seinen dementen Großvater Karl kümmern muss. Seine Mutter tingelt derweil als Jazzsängerin quer durch Europa. Und Ben pflegt den alten Mann, tut so, als wäre er Gärtnerlehrling und träumt davon, den VW-Bus flottzumachen und nach Afrika zu fahren, wo sein Vater bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Oder auch davon, endlich ein Mädchen zu küssen. Ben ist nicht der einzige, der träumt, doch die größte Vision von allen verfolgt Maslow. Er hat nur ein Ziel - sein geliebtes Heimatdorf aus der Bedeutungslosigkeit zu katapultieren. Ein Ufo, im Heimwerkerstil aus Aluminiumblech gebastelt, soll Wingroden zur Attraktion machen. So absurd sich der Plot auch entwickeln mag, die Atmosphäre in Wingroden kann man sich bei aller Stilisierung gut vorstellen. Ein Leben wie im Museum, nur ohne Besucher. Einerseits leidet man mit dem Jugendlichen mit, der zwischen den alten verschrobenen Männern im Wirtshaus "Schimmel" sein Bier trinkt. Andererseits hat man die skurrilen Charaktere dieses Miniatur-Universums auch irgendwie ins Herz geschlossen. Und der Blues, den Ben in seiner Pampa pflegt, ist melancholisch, aber nicht rührselig, hat heitere Momente, und ist getragen von der Überzeugung, "dass man seine Träume nicht aufgeben darf". In der formalen Umsetzung merkt man dem Text deutlich an, dass Rolf Lappert früher als Drehbuchautor gearbeitet hat. "Pampa Blues" ist dramaturgisch geschickt aufgebaut, bringt sympathische Figuren, überlegt gesetzte Spannungsbögen, witzige Handlungselemente und Dialoge. Das ließe sich sicher alles auch gut verfilmen. Doch bis es so weit ist, sei die Lektüre empfohlen.


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Personen: Lappert, Rolf

Standort: Bibliotheksreferat

Schlagwörter: Erwachsenwerden Blues

Lappert, Rolf:
Pampa Blues : Jugendroman / Rolf Lappert. - München : Hanser, 2012. - 251 S.
ISBN 978-3-446-23895-4 kart. : ca. € 15,40

Zugangsnummer: 0016653001 - Barcode: 0002032146
JE Erzählungen - Signatur: JE Erzählungen Lap - Kinder und Jugend