Vertlib, Vladimir
Schimons Schweigen Roman
Belletristik

Die Suche nach der perfekten Welt. (DR) Der Ich-Erzähler weiß, dass die Suche nach der perfekten Welt sinnlos, wenn nicht sogar dumm ist. Dabei wünscht er sich in vielen Szenen einfach bessere Menschen, weniger geschwätzig, dafür intelligenter, weniger laut, dafür interessierter, weniger stur, dafür selbstkritischer, herbei. Er weiß immer, wie es besser sein könnte, und er weiß auch, dass das auch für ihn, seine Kommunikation, seine Beziehungen, seine Selbstgespräche gelten könnte. Der Erzähler, ein Schriftsteller, ist auf Lesereise in Israel. Die Selbstzitate Vertlibs - der Ich-Erzähler liest aus seinem neuen Roman "Schimons Schweigen" - sind von feiner Ironie geprägt, wer sonst nennt ein Kapitel schon einfach "Bauchschmerzen". "Manchmal ist eine Erfindung autobiografischer als ein Tagebuch oder eine Chronik", merkt der Ich-Erzähler bei einer Lesung an. Dieser Schriftsteller sucht Schimon, den Freund des verstorbenen Vaters auf, um über Verrat, Täuschung, Freundschaft und Verzeihen zu reden. Große Gefühle, Hass, Verzweiflung und Zorn wechseln hier mit dem Geplätscher des dummen Geschwätzes in Wiener Großbürgerhäusern ab: Hier muss sich der junge Mann, der der Ich-Erzähler damals noch ist, seine Häppchen verdienen; er muss von der Migration berichten, dann darf er schon noch einmal zulangen. Die Komik dieser Szenen in Zeiten der Waldheim-Affäre hat ihren bitteren Beigeschmack. Warum hat diese jüdische Familie enttäuscht Israel verlassen? Ist das nicht Verrat? Oder wäre es doch am besten, fortan allen zu sagen: "I come from Klingonia!"? Vladimir Vertlib, 1966 in Leningrad geboren, 1971 mit seinen Eltern nach Israel emigriert, kommt 1981 nach Österreich, lebt heute als freier Schriftsteller in Salzburg. Der vorliegende Roman ist allen Bibliotheken, besonders allen Literaturkreisen, zu empfehlen, Bezüge zu Vertlibs Romanen "Zwischenstationen" (1999), "Das besondere Gedächtnis der Rosa Masur" (2001), "Letzter Wunsch" (2003), "Am Morgen des zwölften Tages" (2009) lassen sich herstellen. *bn* Christina Repolust


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Personen: Vertlib, Vladimir

Standort: Bibliotheksreferat

Schlagwörter: Schweigen Vater Vergangenheit Sohn

Vertlib, Vladimir:
Schimons Schweigen : Roman / Vladimir Vertlib. - Wien : Deuticke, 2012. - 267 S.
ISBN 978-3-552-06184-2 fest geb. : ca. Eur 20,50

Zugangsnummer: 0015967001 - Barcode: 0002029788
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