Arnold, David
Herzdenker
Buch

Leidet der 16-jährige Bruno Victor Benucci III. – genannt Vic – als geborener Außenseiter nicht schon genug? Eine neurologische Krankheit lähmt die Gesichtsmuskeln und lässt seine Mimik wie eingefroren wirken. Dann stirbt auch noch der von ihm verehrte Vater und katapultiert den Antihelden in ein alles andere verschlingendes Paralleluniversum der Trauer. Während Vics Mutter langsam den Weg zurück ins Leben und Lieben findet, wird Vics versteinerte Mimik zur Metapher für seine erstarrte Gefühlswelt. Erst durch die zufällige Begegnung mit der Straßengang „Helden des Hungers“, deren Mitglieder unfassbare Geschichten von Krieg, Flucht, Tod und Missbrauch erlebt haben, brechen Vics Verkrustungen auf. Denn seine Seelenverwandten Coco, Zuz, Baz und Mad(eline) – in die Victor sich auf den ersten Blick verliebt – sind, wie Victors Vater auch, wahre Herzdenker. Bei ihnen kann Vic sein, was er ist: ein umfassend gebildeter, tief empfindender Fan von Kunst, Literatur und kraftvoller Sprachakrobat. Als er sich nach einem Streit mit seiner Mutter die Urne mit der Asche seines Vaters schnappt und abhaut, um dessen letzten Willen zu erfüllen, stellt ihm Gang-Anführer Baz nur zwei Fragen: „Brauchst du Hilfe?“ und „Hast du jemanden verletzt?“ David Arnolds Freundschafts-/coming of age-/Liebesgeschichte ist nicht nur inhaltlich ein Schwergewicht, sondern mutet dem Leser auch formal einiges zu: Beginnend mit einem umfangreichen Personenverzeichnis, wechselt der Roman nicht nur zwischen Vics und Mads Perspektive, sondern auch zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Im Hier und Jetzt sitzen die beiden in Vernehmungszimmern der Polizei und werden zum Mord an Mads Onkel befragt, für den Baz verantwortlich sein soll. In der Vergangenheit erfahren wir von Vics und Mads Geschichten und dem Zusammentreffen mit der Gang. Leitmotivisch ziehen sich Zitate des Lyrikers Walt Whitman („Wir alle enthalten Vielheiten“), die Werke von Henri Matisse, Susan E. Hintons Zwei Klassen-Roman „Die Outsider“ und Elliot Smiths Song „Coming Up Roses“ durch die Erzählung und nerven dabei mit der Zeit durch ihre ständige Wiederholung. Dafür entschädigt uns aber Arnolds unverblümte, aber auch poetische Sprache („Mad lächelte ein bisschen. Und ich starb ein bisschen“) mehr als genug.


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Personen: Thiele, Ulrich Arnold, David

Arnold, David:
Herzdenker / David Arnold. Aus dem amerikan. Engl. von Ulrich Thiele. - Würzburg : Arena, 2018. - 376 S.
ISBN 978-3-401-60371-1 fest geb.

Zugangsnummer: 2022/0336 - Barcode: 20230579
Gesellschafts-,liebes- und Eheromane, Frauen- und Familienromane - Signatur: DR.G Arnol - Buch