Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Heinrich Klingenberg; Fundierte und leicht verständliche Einführung in die österreichische und jüdische Geschichte. (GE) Was wissen wir schon über das Judentum? Diese Frage müssen sich (leider) sehr viele Menschen in Österreich stellen. Das vorliegende Buch will einen Beitrag zum Abbau dieser Defizite leisten. Anhand von 100 ausgewählten "Miniaturen" führt uns Danielle Spera, ehemalige Moderatorin der Zeit im Bild und seit 2010 Leiterin des Jüdischen Museums, durch die jüdische Geschichte Österreichs. Beim Lesen wird schnell klar, dass es praktisch keinen Lebensbereich gibt, der nicht (auch) in irgendeiner Art und Weise jüdisch geprägt ist. Erfreulicherweise bezieht sich die Auswahl der Beiträge nicht nur auf die Vergangenheit, sondern bindet auch noch die Gegenwart ein. Es fällt schwer, ohne Wertung bestimmte Beiträge hervorzuheben, dennoch seien hier einige angeführt. So z. B. der Artikel über Theodor Herzl als Begründer des Zionismus, der bei Weitem nicht überall auf volle Zustimmung traf, dessen Nachwirkungen aber bis heute spürbar sind. Ähnliches gilt für die Ausführungen über die Familien Rothschild, Gomperz und Ephrussi. (Im Palais der Letztgenannten sind z. B. Teile des Romans "Der Hase mit dem Bernsteinauge" von Edmund de Waal) angesiedelt. Besonders hervorzuheben sind die Kapitel über das jüdische Alltagsleben und entsprechende Institutionen, die bis in den Sport hineinreichen (Hakoah). Erwähnenswert ist der Beitrag über das "Jiddische" samt vielen Beispielen, die im allgemeinen Sprachgebrauch tagtäglich verwendet werden. Das Buch ist naturgemäß stark auf Wien ausgerichtet (Die Jüdische Gemeinde hatte 1923 mehr als 200.000 Mitglieder), da hier die bedeutendsten Personen und Entwicklungen zu verzeichnen sind. Es wird auch über die Jüdischen Gemeinden in Eisenstadt, Graz, Hohenems u. a. berichtet. Ein eigener "Block" beschäftigt sich natürlich mit dem Thema Holocaust und der sehr widersprüchlichen Erinnerungskultur in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg. Mehrere Zeittafeln, Listen, ein Namensregister und ein Literaturverzeichnis runden diesen Band ab. Ein wichtiges Buch zum besseren Verstehen des sogenannten "christlich-jüdisch" geprägten Österreichs bzw. Europas. Breite Empfehlung!
Rezension
Personen: Spera, Danielle
Spera, Danielle:
100 x Österreich : Judentum / Danielle Spera. - Wien : Amalthea Verlag, 2020. - 254 Seiten : Ill.
ISBN 978-3990501719 EUR 22.50
Sachbücher - Geisteswissenschaften - Signatur: SP Spe - Buch