Klement, Robert
70 Meilen zum Paradies
Buch

Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/); Autor: Johann Waser; Annotation: Schicksale von Bootsflüchtlingen aus Afrika, die nicht im Paradies Europa, sondern in unmenschlichen Auffanglagern oder als illegale Arbeitssklaven landen. (ab 12) Rezension: "Das Unerhörte ist alltäglich geworden" (Ingeborg Bachmann): Die vielen Flüchtlinge, die allwöchentlich irgendwo Europas Küsten ansteuern, und die Zigtausenden, die von irgendwo unterwegs sind Richtung Europa, sind so alltäglich geworden, dass sie aus den Medien und damit aus unserem Bewusstsein entschwinden. Einer Handvoll von ihnen hat Robert Klement in "70 Meilen zum Paradies" Namen und nachfühlbare Schicksale gegeben, nicht erfundene Lebensläufe, sondern sorgfältig vor Ort recherchierte. 70 Meilen vor Europa, in einer tunesischen Küstenstadt, lernen wir Siad kennen. Aus dem im Chaos versinkenden Somalia ist der Krankenpfleger mit seiner 14-jährigen Tochter Shara unter großen Strapazen dorthin gelangt. Mit mehr als 70 anderen werden sie von brutalen Schleppern auf einen schrottreifen Fischkutter gepfercht. Wer es wie die beiden bis Italien geschafft hat, ist jedoch noch lange nicht im Paradies. Im Auffanglager herrschen Zustände wie in den Slums ihrer Heimat, und viele werden im Frachtflugzeug gleich wieder nach Libyen deportiert, wo Todeslager oder Wüstentrecks auf sie warten. Siad hat nochmals großes "Glück". Dank einer befristeten Aufenthaltsgenehmigung beginnt er als "Sklave" auf einer Tomatenplantage zu arbeiten, Shara findet Unterschlupf in einem Waisenhaus, und durch höchst günstige Zufälle erhalten sie sogar ein Visum für Kanada. Die meisten anderen der siebzig sind inzwischen tot oder wieder irgendwo in Afrika. Ein Buch, das auch Erwachsenen unter die Haut geht, ein wichtiges Buch über ein Problem, dessen Dimensionen noch rapide wachsen werden. Es schreibt den Lesenden menschliche Tragödien ins Herz, gibt aber keine Antworten. Das ist seine Stärke, denn für Lösungen reichen 140 Seiten ohnehin nicht. Deshalb brauchen jugendliche Leserinnen und Leser unbedingt Gesprächspartner, die sich auf die Vielschichtigkeit der Problematik einlassen, damit sie nicht den Parolen von Weltvereinfachern auf den Leim gehen. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Elisabeth Mayerhofer; Flüchtlingsdrama aus der Sicht der Betroffenen. (ab 12) (JE) Was sind schon 70 Meilen, die einen Menschen vom vermeintlichen Paradies - Europa - trennen? So denkt nicht nur Siad, der somalische Krankenpfleger, der sich nach dem Tod seiner restlichen Familie mit seiner Tochter Schleppern anvertraut. Auf einem seeuntauglichen, völlig überfüllten, schrottreifen Fischerkahn soll er nach zermürbendem Warten endlich diese so geringe Entfernung überwinden. Die Fahrt stellt sich jedoch als Odyssee schlimmsten Ausmaßes heraus. Einige der Passagiere sind den Strapazen nicht gewachsen und erleben die Ankunft in Europa nicht. Den halb verhungerten und verdursteten Rest der Flüchtlinge greift die italienische Küstenwache auf. Die Menschen werden in Lagern untergebracht, in denen sich die Lebensbedingungen kaum von denen unterscheiden, vor denen sie geflohen sind. Hier scheint der Traum vom Paradies vorerst beendet. Doch dann nimmt der Roman eine fast märchenhaft anmutende Wendung. Die Erzählung führt dem Lesepublikum sehr deutlich vor Augen, was in Medienberichten meist untergeht: die humanitäre, soziale, emotionale Dimension der Flüchtlingsproblematik. Dem gegenüber steht die Position der Exilländer, die sich mit der Aufnahme so vieler Menschen nicht nur wirtschaftlich überfordert fühlen. Ein von sozialem Engagement geprägter, flüssig zu lesender Beitrag zum Verständnis eines bis dato ungelösten Problems. ---- Quelle: STUBE (http://www.stube.at/); Autor: Integration; Die Schicksale der handelnden Personen sind nicht erfunden. Noch sind die sommerlichen Bilder knapp dem Tod entronnener Flüchtlinge präsent, die an der Küste der Ferieninsel Lampedusa auf dort urlaubende EuropäerInnen treffen und für wenige Augenblicke vergegenwärtigen, dass das Schicksal Afrikas an jenes der westlichen Welt gebunden ist. Geradlinig und mit großer Aufmerksamkeit für das strukturelle Umfeld seiner Handlungsmomente gibt der österreichische Autor Einblick in das dahinter liegende Erleben: Abgewrackte und überfüllte Schlepperboote, überquellende Flüchtlingslager und die europäische Politik der Selektion werden am Schicksal eines somalischen Krankenpflegers und seiner Tochter beispielhaft präsent. *STUBE* Siad und seine 14-jährige Tochter Shara träumen von einem besseren Leben. Ihr Sehnen gilt einem Kontinent, dem sie sich nach vielen Entbehrungen und Schicksalsschlägen nun endlich nahe fühlen. Europa erscheint ihnen als ein Schlaraffenland, von dem sie gelesen hatten, dass sich manche Liebespärchen auf der Straße völlig ungeniert küssen würden. Aus Somalia durch die Sahara kommend warten sie in Tunesien auf den Schlepper, der sie nach Italien führen soll: nur noch 70 Meilen bis zum Paradies. Doch nun beginnen die Zweifel an der Standhaftigkeit ihrer Träume. Über den Mann, der den Schlepper organisiert, sagt man, er habe früher mit Waffen geschmuggelt. Später mit Haschisch. Heute schmuggelt er Menschen. Das ist weit weniger riskant und bringe obendrein mehr Geld. Die Überfahrt ist lange und fordert sogar Menschenleben. Endlich in Italien angekommen, empfängt Europa die Hilfesuchenden in einem Flüchtlingslager, in dem sie mit schwierigen Lebensumständen konfrontiert sind. Robert Klement erzählt gerade heraus, er orientiert sich an den Fakten. Ohne dabei die afrikanischen ProtagonistInnen aus den Augen zu verlieren, wird die Tragik des Themas sachlich und genau recherchiert geschildert. Die tägliche Realität der Flüchtlingsdramen wird im Schicksal der AfrikanerInnen spürbar. Für Siad und Shara wird der Kampf um das ersehnte bessere Leben nie aufhören, Mut und Entschlossenheit werden ihre Reise weiterlenken; einer neuen Hoffnung, einer neuen Heimat entgegen. Denn was bleibt, ist die Sehnsucht nach dem Paradies. Ab 13 Jahren


Rezension


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Personen: Klement, Robert

Schlagwörter: Flucht Asyl

Klement, Robert:
70 Meilen zum Paradies / Robert Klement. - Wien : Jungbrunnen, 2006. - 143 S.
ISBN 978-3-7026-5779-6

Zugangsnummer: 10928
Sachbücher - Biographien - Signatur: SB Kle - Buch