Komarek, Alfred
Polt Kriminalroman
Buch

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Maria Schmuckermair; Sehr gemütlich und beschaulich ist es in Polts Weinviertler Kaff - doch die Idylle trügt. (DR) Simon Polt hat den Polizeijob an den Nagel gehängt. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er nun als Wirt und als Hilfskraft bei der Greißlerin Frau Habesam. Es ist sehr ruhig im Wiesbachtal mit der alten Kellergasse und den paar Häusern im Dorf, deren Bewohner sich alle bestens kennen - oder zu kennen glauben. Polt ist stets mit seinem alten Waffenrad unterwegs, seine Freundin - die Dorfschullehrerin Karin Walter - ebenso. In dieses idyllische Szenario passt die Leiche, die hinter dem Sailer'schen Presshaus in einer verdammt großen Blutlache liegend gefunden wird, ganz und gar nicht. Vier (ehemalige oder noch aktive) Polizisten spielen bei der Aufklärung dieses mysteriösen Todesfalles, bei dem anfangs niemand das Opfer zu kennen scheint, eine Rolle: Der Ex-Gendarm Simon Polt, sein noch aktiver Kollege und Freund Norbert Sailer, der wegen eines massiven Alkohol-Problems aus dem Polizeidienst entlassene Rudi Weinwurm und der obergescheite, in diesem Fall offiziell ermittelnde Bezirksinspektor Priml. Behäbigkeit und scharfsinnige Schlussfolgerungen, Gemütlichkeit und menschliche Abgründe, treue Freundschaft und eiskalte Berechnung - die ungenierte Kombination krasser Gegensätze, geschildert in einer sehr persönlichen Umgangssprache, macht die frappante Wirkung des Komarek'schen Schreibstils aus. Auch den fünften Fall bravourös gelöst, Herr Inspektor! ---- Quelle: Pool Feuilleton; Wer fürchtet sich vorm Gendarmen Polt? Niemand. Und wenn er aber kommt, dann trinken wir uns davon. Längst haben wir alle geglaubt, Simon Polt sei tot, abgesoffen oder sonst irgendwie untergetaucht. Jetzt hat ihn Alfred Komarek freilich noch einmal ins literarische Leben zurückgeholt, einmal noch muss er sich mit einem Fall beschäftigen, unspektakulär angesäuselt wie immer. Dabei hat Simon Polt so gut wie alles richtig gemacht, um seinem Schicksal zu entkommen und zu sich selbst zu finden. Aus dem Dienst ist er rechtzeitig ausgeschieden, als die Gendarmerie in der Polizei aufgelöst wurde, als Heurigenwirt hat er sich konzentriert aber kontrolliert selber zugeprostet und privat scheint auch noch einmal alles gut zu gehen, er wird gerade Vater. Doch dann liegt wieder einmal eine Leiche im Weingarten, und der ganze Trott von früher holt ihn wieder ein. Das Dorf lebt von Illusionen und Illuminationen. Wenn das Fernsehen kommt, wird alles sauber herausgeputzt, aber nach innen hin gibt es doch Todfeindschaften, die oft schon seit Jahrzehnten bestehen. Wenn eine unbekannte Leiche im Wein-Gras liegt, ist eigentlich jeder verdächtig, zumal die Spurentruppe von auswärts nicht so recht unter die Haut der ständig angetrunkenen Bevölkerung zu blicken vermag. Simon Polt ermittelt noch einmal als Gastwirt, und tatsächlich: nach ein paar Tagen Gespräch und Recherche löst sich der Fall in Wein und Wohlgefallen auf. Der Schlüssel zur Aufklärung ist sicher der Beruf des Toten. Denn als sich herausstellt, dass es sich um einen Weinforscher und Weindetektiv handelt, sind die Spuren relativ leicht aufzurollen. Als Krimi kommt Polts Universum mit wenigen Handlungssträngen aus und ist bald einmal erzählt. Das Faszinierende an diesem Polt-Wunderwerk ist freilich die österreichische Seele, die in den Kellergassen, Presshäusern und Schluchten des Dorfdschungels ausgebreitet ist. Eine Lehrerin wird in fortgeschrittenem Alter schwanger und hat Angst, versetzt zu werden, ein Kater benimmt sich wie ein Altösterreichischer Adeliger, ein Unglücksrabe "kehrte friedlich in sein Haus zurück, klaubte ein paar Äpfel auf, legte sie ordentlich in einen Korb, stieg hinauf in den Dachboden und erhängte sich". (18) Und überall dieser feine Dunst, wie er beim Weinkosten, Weinmischen, Weinfiltern oder einfach beim bloßen Reden entsteht. Alfred Komareks Polt ist ein abgerundeter, friedfertiger und Lebens-erlesener Jahrgang. Als Leser ist man noch Stunden nach der Lektüre benebelt, so fein ist dieser Sud gesponnen. Helmuth Schönauer


Rezension


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Personen: Komarek, Alfred

Komarek, Alfred:
Polt : Kriminalroman / Alfred Komarek. - Innsbruck : Haymon, 2009. - 167 S.
ISBN 978-3-85218-604-7

Zugangsnummer: 11593
Kriminalroman - Signatur: DR.D Kom - Buch