Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Christina Rademacher; Annotation: Glück mit Gesang und Gitarre. Rezension: Berliner Göre ist ein altmodischer Begriff, aber er passt trotzdem zu Zara, der Titelheldin einer neuen Reihe von Ulrike Schrimpf. Elf Jahre alt, tauscht sie im ersten Band kurz entschlossen den Unterricht bei einer langweiligen Musiklehrerin gegen den bei einer flippigen Straßenmusikerin, mit der sie sogar heimlich auftritt. Außerdem schreibt sie ein Hohelied auf die Selbstfindung und singt es gegen alle Widerstände bei einem Musik-Wettbewerb. Nicht nur mit solchen Auftritten rockt die selbstständige und kontaktfreudige Nachwuchsrapperin die deutsche Hauptstadt, die wie ihr Spiegelbild wirkt. Vielseitig und lebendig erscheinen beide durch den kreativen Umgang mit Sprache der in Berlin geborenen Autorin (die auch für 1000 und 1 Buch rezensiert siehe Seite 58 und 64 in dieser Ausgabe): Ein Stakkato aus Stummelsätzen vermittelt das erfrischend Unfertige Zaras, die von der Masse an Eindrücken oft einfach überrollt wird, sei es nun in der auf Hochtouren laufenden Metropole oder wie in Band zwei, in einem Camp für NachwuchsmusikerInnen auf Rügen. Und Zaras Bruder Jonnie-Poponnie ist kongenialer Partner im Wörter-Erfinden, die all die Eindrücke viel besser beschreiben als das etablierte Vokabular. Sowohl die Titelheldin als auch die Reihe heben sich von anderen frechen Mädchen und Büchern ab, weil sie trotz allem Tempo empfindsam und nachdenklich sind und sich auch sonst zwischen gegensätzlichen Polen bewegen. So ist Zaras Elternhaus einerseits durch den Vater, einen Germanistik-Professor, bürgerlich verwurzelt und streckt andererseits durch die esoterisch angehauchte Mutter, eine Yoga-Lehrerin, und den außergewöhnlichen Bruder, einen fröhlichen Erstklässler mit Down-Syndrom, die Zweige in unkonventionelle Richtungen aus. Zu einer alternativen Sicht auf die Welt laden auch die jungen Frauen ein, die Zara kennenlernt und die zu Vorbildern für sie werden: die Gärtnerin Perihan oder die Straßenmusikerinnen AnnaLi und Aischa. Derartig inspiriert, meldet sich Zara im zweiten Band der Reihe für ein Musikcamp auf Rügen an. Mit ihrer Lebendigkeit reißt Zara nicht nur ihre ZuhörerInnen, sondern auch ihre LeserInnen mit. Bei so viel Schwung fällt kaum auf, dass das Lektorat die Zügel manchmal allzu locker gelassen hat (z. B.: Als ich mich gerade darüber ärgere, lässt Elias meine Hand los. Verloren baumelt sie an meiner Seite. Schwer! Wahrscheinlich hätten sie nichts dagegen gehabt, noch ein bisschen zu bleiben. Bei Elias.) Wir sind gespannt, welche Hindernisse Zara in den nächsten Büchern zu nehmen hat. Und hoffen, dass sie sich ihre Motivation, dass man nur machen muss, was einem gemäß ist, um glücklich zu werden, möglichst lange erhalten kann.

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Rezension

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Personen: Schrimpf, Ulrike

Schlagwörter: Freundschaft Musik Mut