Wolfsgruber, Linda
Arche
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Annotation: Zwei Bilderbücher erzählen die alttestamentarische Geschichte der Arche Noah neu. Rezension: Plötzlich kommt Bewegung in die Szenerie: Es beginnt zu regnen und Hirsch und Hirschtier, Fuchs und Füchsin, Hase und Häserich rennen vor hellbeigem Hintergrund einem unbestimmten Ziel entgegen. In den Strom reihen sich Esel und Elefanten, Bienen, Mäuse und Minzblattkäfer, heilige Ibisse und Nandus, Schiffshalter und Sturzbachenten. Der mit Buntstiften skizzenhaft eingefangene Strom der Tiere wird immer dichter. Hinter- und Vordergründe verschwimmen, die Konturen von Schildkröten, Bachforellen und Büffel legen sich wie halbdurchsichtige Farbschablonen übereinander. Schon fängt man an zu suchen: Wo ist das zweite Lama, wer sieht den Emu? Handgeschriebene Namen stechen wie Wegweiser aus dem unruhigen Bilddickicht, während die in der Luft, im Wasser und auf dem Land lebenden Kreaturen in zunehmend chaotischem Treiben der rettenden Arche zustreben. Diese steht in einer düsteren regenblauen Monotypie auf einem Felsen für die Abfahrt schon bereit. Dann legt das riesige Schiff bei steigendem Wasser ab und nimmt Fahrt auf in eine dunkle, unwirtliche Welt, die dem Untergang geweiht ist. Wie tröstlich wirkt in dieser nassen Leere dann das Schlussbild: Das Meer ist wieder ruhig und am Himmel leuchten unzählige Sterne. Aus dem Bauch der Arche aber funkeln und glitzern die Augenpaare aller geretteten Tiere. Während Linda Wolfsgruber ihre Protagonisten in archaischer Verdichtung der Arche entgegenströmen lässt (und immerhin im hinteren Buchdeckel den Genesis-Text nacherzählt), präsentiert der dänische Kinderbuchautor Sally Altschuler eine sehr leichte und gänzlich diesseitige Abenteuergeschichte, die dazu noch mit einer Prise Klamauk gewürzt ist. Die Verschiffung aller Tierpärchen ist so gut wie abgeschlossen, nur das ewig nörgelnde Nashorn stellt sich noch quer: äKeiner mag michô, brummelt es und bringt, als es endlich doch auf dem Dampfer (!) eintrifft, die sowieso schon widerspenstigen Tiere weiter durcheinander. Das weißbärtige Männchen Noah (wo steckt eigentlich dessen Frau?) hat seine liebe Not, die seltsamen Passagiere ruhig zu halten: Die Mäusebussarde wollen auf dem Schiffsschornstein einen Horst bauen, den Schweinen wird schlecht und das Kamel frisst Noahs Hirtenstock an. Und dann hackt auch noch der Specht ein Loch in die Schiffswand. Wasser strömt herein, und das Boot beginnt zu sinken. Was für ein Glück, dass das Nashorn in dem von Sven Nordqvist zumeist recht amüsant in Szene gesetzten Trubel am Ende doch noch seinen Platz findet. Und ganz zum Schluss scheint, überspannt von einem riesigen Regenbogen, sogar wieder die Sonne. Na also: Ist ja noch einmal alles gut gegangen! FOLDER ÖKJB-Preis 2014: Gemächlich und geordnet wandern die Tiere in vielen Darstellungen zur Arche. Linda Wolfsgruber hingegen inszeniert die biblische Geschichte überraschend anders. Als die ersten Regentropfen fallen, setzt ein lebendiges Gewusel ein: Wilder Strich und pastellene Farben vermischen sich und Getier aller Art beginnt in eine Richtung zu drängen. Die einzelnen Figuren aus allen Erdteilen werden übereinander geschoben und handschriftlich benannt. So entsteht eine ganz besondere Dynamik über die Seiten hinweg, bis die versammelte Schöpfung schließlich bei der nächtlichen Arche angekommen ist und ihre unzähligen Augen so leuchten wie die Sterne. Das fast textlose Bilderbuch stellt den einleitenden Worten "Es begann zu regnenà" den abschließenden Satz "àund so wurden alle gerettet!" gegenüber und konzentriert die bekannte Erzählung überzeugend auf ihre zentralen Motive.


Rezension


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Personen: Wolfsgruber, Linda

Interessenkreis: Religion

Wolfsgruber, Linda [Illustrator]:
Arche / Linda Wolfsgruber. - Wien : Wiener Dom-Verl., 2013. - [26] S. : überw. Ill.
ISBN 978-3-85351-261-6 fest geb. : ca. Eur 14,90

Zugangsnummer: 0007222001 - Barcode: 2-0000000-8-02080758-0
JD - Signatur: JD Wol - ALT