Mit dem Roman "Das Gewissen" machte sie auf sich aufmerksam, die niederländische Autorin, und in diesem Roman waren auch schon die Themen angelegt, die Jessica Durlacher auch aus biographischen Gründen interessieren und denen sie auch in ihrem neuesten Roman "Die Tochter" nachgeht. Als Tochter eines Auschwitz-Überlebenden macht sie die Probleme der Generation nach Auschwitz zum Thema. Im Anne-Frank-Haus in Amsterdam treffen sich zwei solche Exemplare: Sabine Edelstein und Max Lipschitz. Eine Freundschaft beginnt, zusammengehalten höchst merkwürdig auch durch die Erfahrungen der Väter, beide Überlebende, beide schweigen über die Zeit des Elends. Sabine und Max stehen für zwei verschiedene Arten, mit dem Schicksal als Nachgeborene umzugehen: Während Sabine fast krampfhaft der Vergangenheit ihres Vaters, den sie für einen Helden hält, nachspürt und Schuldgefühle entwickelt, weil sie die Leidenserfahrungen nicht teilen kann, möchte Max gerade im Gegenteil nichts davon hören. Eines Tages aber ist Sabine plötzlich verschwunden, erst Jahre später trifft Max sie zufällig wieder und es enthüllt sich ihm das Rätsel ihres Weggangs. Sabine, die ihren Vater wie einen Helden verehrte, musste feststellen, dass er nicht nur eine gefälschte Identität hatte und gar kein Jude war, sondern sogar die Identität des von ihm Ermordeten angenommen hatte. Wohl aufgrund des Themas - der Opfer- und Täterfrage und der Schuldfrage, die sich auch die nächste Generation noch stellt und der Belastungen, der sie ausgesetzt ist -, eines Themas also, das zugegeben höchst interessant ist, wurde der Roman in den Niederlanden hoch gepriesen. Sprachlich aber und erzähltechnisch scheint er sehr dürftig, platt und manchmal beinahe trivial. Brigitte Schwens-Harrant Jänner 2003 *Sz*
Rezension
Personen: Durlacher, Jessica Ehlers, Hanni
Durlacher, Jessica:
¬Die¬ Tochter : Roman / Jessica Durlacher. - 1. Aufl. - Zürich : Diogenes, 2001. - 326 S.
Einheitssacht.: De Dochter. - Aus dem Niederländ. von Hanni Ehlers
ISBN 978-3-257-06286-1 fest geb. : ca. Eur 19,90
DR.G - Signatur: DR.G Dur - Belletristik