Foer, Jonathan Safran
Extrem laut & unglaublich nah Roman
Belletristik

Die Hauptfigur ist Oskar Schell. Oskar ist neun Jahre alt, lebt in New York. Er hat ein sehr enges Verhältnis zu seinem Vater, dem Besitzer eines Juwelierladens: Am 11. September 2001 hält sich der Vater zufällig im Restaurant "Windows on the World" im World Trade Center auf und kommt beim Attentat ums Leben. Oskar weiß nicht, wie sein Vater an jenem "allerschlimmsten Tag" starb, wie Oskar die Katastrophe fortan nennt. Niemand und nichts kann Oskar seinen abgöttisch geliebten Vater ersetzen. Eines Tages entdeckt der Junge im Schrank seines Vaters in einer Vase einen mit "Black" beschrifteten Umschlag und einen Schlüssel. Da er annimmt, bei dem Schlüssel handle es sich um einen geheimen Hinweis, macht er sich auf die Suche nach allen Personen mit dem Namen Black in New York und nach dem Schloss, zu dem der Schlüssel passt. Er trifft auf seiner Suche auf manch skurrile Figuren und erlebt einige ungewöhnliche Abenteuer. Das ist die eine Handlungsebene, es gibt noch eine zweite: Der Autor verknüpft nämlich die Tragödie um den 11. September mit der Bombennacht in Dresden am Ende des Zweiten Weltkrieges. Oskars Großvater, ein Bildhauer, erlebte als junger Deutscher die Bombardierung Dresdens. Er verlor dabei alles, inklusive die Liebe seines Lebens, Anna, die von ihm ein Kind erwartet, und seine Sprache. Statt zu sprechen, kommuniziert er seither über ein Buch, in das er jeweils schreibt, was er nicht sagen kann. In die beiden Handflächen hat er die beiden Wörter "ja" und "nein" tätowiert. Nach seiner Emigration nach New York lernt er zufällig in einer Bäckerei die ebenfalls emigrierte Schwester seiner verlorenen Geliebten kennen. Die beiden heiraten, doch sucht der sprachlose Ehemann das Weite, als er erfährt, dass seine Frau, Oskars Oma, schwanger ist. Er kehrt zurück nach Dresden. Das Resultat dieser Schwangerschaft ist Oskars Vater, an den der abwesende Vater vierzig Jahre lang Briefe schreibt, die er nicht abschickt. In diesen Briefen, die abwechselnd mit Oskars Abenteuern und den Erinnerungen der Großmutter, den Inhalt dieses Romans bilden, versucht sich der Vater seinem Sohn zu erklären. Der Großvater kommt erst wieder nach New York zurück, als der Sohn tot ist. Am Ende füllt der Großvater zusammen mit dem Enkel den leeren Sarg des Vaters mit den Briefen, die er geschrieben, aber nie abgeschickt hat. Auch das Rätsel um den Namen Black und den Schlüssel wird am Ende gelöst. Die Grundfrage des Buches lautet: Wie geht man mit Tragödien wie dem 11. September um? Der Autor gibt keine Erklärungen, er wählt ganz bewusst die Perspektive eines kleinen Jungen. Ich habe das Buch mit großem Gewinn gelesen, auch wenn mich die komplizierte Struktur des Romans manchmal ganz schön genervt hat. Ein Buch für geübte Leserinnen und Leser. *BuM* M. Fritz


Rezension


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Personen: Foer, Jonathan Safran Ahrens, Henning

Schlagwörter: Belletristische Darstellung Geborgenheit Großeltern New York NY Waisenkind

Foer, Jonathan Safran:
Extrem laut & unglaublich nah : Roman / Jonathan Safran Foer. - Köln : Kipeenheuer & Witsch, 2005. - 436 S., [15] Bl. : Ill.
Einheitssacht.: Extrem loudly and incredibly close
ISBN 978-3-462-03607-7 fest geb., EUR 23,60

Zugangsnummer: 0002029001 - Barcode: 2-0000000-8-02021294-0
DR.G - Signatur: DR.G Foe - Belletristik