Ein schriller Charakter entdeckt den Charme der stillen Töne. (DR) Annie Gianfala ist naiv, unschuldig und schrill; sie ist zu Beginn des Romans siebzehn Jahre alt und weckt in den Männern Beschützerinstinkte, andere Instinkte übrigens auch. Annie hat früh erfahren, dass auf die Männer kein Verlass ist: der Vater bemüht sich einige Tage lang um Verlässlichkeit, dann siegt seine Abenteuerlust und er reist ab, zumeist für länger. In diesem Entwicklungsroman schildert Paula Fox nicht nur die Veränderungen der leicht verwahrlosten Traumtänzerin Annie, sondern auch die ihrer temporären Begleiter/innen: die schrillen Typen entdecken die Erotik der Karriere, die eingefleischten Kommunisten scheitern an ihren Dogmen, ein melancholischer Junge begeht Selbstmord... Die Lektüre ist anstrengend, denn in lasziver Gleichgültigkeit führt die Hauptperson durch das Amerika im Jahre 1940 mit Schwerpunkt Kalifornien; Annie erkennt langsam, dass sie zu mehr als zum flüchtigen Erfüllen diverser Jobs taugt. Annie entdeckt auch, dass sie die Vergangenheit - zumindest in Ansätzen - ablegen kann. Max Shore, der Intellektuelle, verliebt sich in die Ungestüme, bleibt aber auch nach seiner Rückkehr aus dem Krieg, d. h. aus Europa, bei seiner Frau und dem an einer Augenkrankheit leidenden Sohn. Hat Annies Entwicklungsprogramm noch vor fünf Jahren gelautet "Ich gehe nach Kalifornien", droht sie sich und Max nun "Ich gehe nach England". Ein sehr empfehlenswerter Roman, genau recherchiert, mit glaubwürdigen Charakteren und irrwitzigen Details, der die Frage nach dem Sinn latent stellt und seine Leser/innen nicht mit vordergründigen Lebensweisheiten belästigt und langweilt. *bn* Christina Gastager-Repolust
Rezension
Personen: Fox, Paula Röckel, Susanne
Fox, Paula:
Kalifornische Jahre : Roman / Paula Fox. - München : Beck, 2001. - 488 S.
Einheitssacht.: ¬The¬ Western Coast
ISBN 978-3-406-47152-0 fest geb., EUR 23,30
Zugangsnummer: 0000122001 - Barcode: 2-0000000-8-00200116-6
DR.G - Signatur: DR.G Fox - Belletristik