Die 20jährige Anna Clarin aus alter Wiener Familie lernt im Budapest der sechziger Jahre den Mann ihres Lebens kennen. (DR) Eine amerikanische Freundin nimmt Anna nach einem internationalen Kongreß in Wien auf eine Journalistenreise ins noch völlig desolate Budapest der sechziger Jahre mit. Der interessante Exilrusse Oleg Kurakin, gut doppelt so alt wie Anna, verliebt sich in sie und nähert sich ihr mit unwiderstehlicher Verehrung. Oleg ist mit einer reichen Schweizerin verheiratet, die seinen Sohn aus erster Ehe liebevoll erzieht. Der Beruf des Journalisten und Reiseschriftstellers bedingt lange Trennungen hier wie dort, aber Anna und Oleg sind einander bedingsungslos verfallen. Die junge Frau hat sich von ihrem Verlobten getrennt. Die Geschichte führt durch die Historie einer Altwiener Ringstraßenfamilie, durch das Schicksal einer russischen Emigrantenfamilie nach dem 1. Weltkrieg und schließlich nach Paris, wo die Jusstudentin Anna endlich zu sich selbst finden möchte. Unbedachte Männerbekanntschaften bringen mehr oder minder delikate Bettabenteuer mit sich, doch es ist immer die Suche nach Oleg, die in Annas Lebensmittelpunkt steht. - Die erotischen Begegnungen, abwechslungsreich in ihren Typisierungen, sind stets mit Delikatesse und niemals plump geschildert und vermitteln Lebenserfahrung. Der oft verblüffende Szenenwechsel hält Leselust und Neugier wach. Die Szenerie ist nobel, man bewegt sich in allerersten Kreisen ohne den geringsten Anflug von Kitsch oder Trivialität. Die Autorin hält das Niveau auch in ihrer gepflegten, bilderreichen Sprache. - Frauen werden das Buch mit Vergnügen lesen und den Schluß vorausahnen. Und Männer? Ihnen wird ein Spiegel vorgehalten, der nicht "ohne" ist. Daher auch für sie lesenswert, wenn ihnen der Sinn nach leichter Kost ohne Crime steht. - Sehr empfehlenswert.
Rezension
Personen: Molden, Hanna
Molden, Hanna:
Kurakin : Roman / Hanna Molden. - 1. - München : Europaverl., 1996. - 368 S.
ISBN 978-3-203-80006-6 fest geb., EUR
DR.G - Signatur: DR.G Mol - Belletristik