Der Kabarettist Roland Düringer schwärmt vom einfachen Leben. (BO) Das Plädoyer des Wiener Kabarettisten Roland Düringer für ein einfacheres Leben lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: "Immer das eigene Hirn einschalten: sehen - verstehen - handeln". Im langen und wenig strukturierten Dialog mit dem jungen Agrarbiologen Clemens G. Arvay spricht er über seinen Selbstversuch, ein Leben wie früher zu führen und dabei die Zukunft zu gewinnen. Dabei hat der ehemalige "Benzinbruder" mit einem Fuhrpark von mehreren Dutzend Autos kein klares Konzept für die Welt von morgen, liefert kaum Fakten zum verschwenderischen Konsumwahn von heute. Seine Triebkraft ist die Sehnsucht nach dem alten Leben, nach dem Erleben der eigenen Kindheit in bescheidenen, für uns heute ärmlichen Verhältnissen in den 1970ern, als es weder bargeldloses Bezahlen noch E-Mails oder Mobiltelefone gab. Was Düringer nicht sagt: Damals herrschte eine ungeheure Energieverschwendung in wenig isolierten Häusern, eine kurzsichtige Verkehrs- und Industriepolitik setzte auf billige fossile Brennstoffeà In diesem Sinne ist das Buch kein ökologisches Programm, auch keine tagebuchartige Beschreibung einer Selbsterfahrung oder die Darstellung eines Modells für die Allgemeinheit, sondern ein sehr persönlicher Stimmungsbericht in Dialogform. Düringer bevorzugt mündliche Ausdrucksformen, auch im geschriebenen Medium. Wer seine von Regionalismen und markigen Wendungen durchzogenen Monologe kennt und schätzt, hat beim Lesen die Stimme des Kabarettisten im Ohr. Vielleicht wäre seine Anklage gegen sein eigenes früheres Leben daher als Hörbuch interessanter. Der Bewältigung des heutigen Alltags oder gar den ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts dient das Buch kaum.
Rezension
Personen: Düringer, Roland Arvay, Clemens G.
Düringer, Roland:
Leb wohl, Schlaraffenland : die Kunst des Weglassens / Roland Düringer ; Clemens G. Arvay. - Wien : edition a, 2013. - 189 S. : Ill.
ISBN 978-3990010655 fest geb. : ca. EUR 19,95
GS - Signatur: GS Dür - Sachbuch