Klimaveränderung? Gibt es nicht - dafür geldgierige Ökoterroristen, die die Welt bedrohen. (DR) Der exzentrische Millionär George Morton kommt einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur: Eine Umweltschutzorganisation, die er mit großen Summen unterstützt, macht gemeinsame Sache mit Ökoterroristen. Diese wollen ganz Kalifornien mit einem Tsunami (!) überschwemmen und einen gewaltigen Eisschelf absprengen. Der wackere Morton und seine aufrechten Mitstreiter haben bald alle Hände voll zu tun, die Welt vor der grünen Mafia zu retten. Crichton behauptet im Nachwort, er habe sich drei Jahre lang mit dem Thema der globalen Erwärmung auseinander gesetzt und versucht, dies auch durch eine umfangreiche Literaturliste zu belegen. Tatsächlich ist der Roman zu einem Pamphlet der amerikanischen Industriellenvereinigung wider den Umweltschutz geraten. Um auch dem letzten trotteligen Leser seine Erkenntnisse reinzuwürgen, bedient sich Crichton so vieler Klischees, dass es hoffentlich selbst eingefleischten Crichton-Fans zu viel werden dürfte. Auf der Seite der Umweltschützer finden sich ebenso geldgierige wie skrupellose Anwälte und mediengeile Hollywoodstars, dafür aber kein einziger Wissenschaftler. Auf der Seite der wackeren Zivilisationsverfechter steht allen voran John Kenner, Typ einsamer Wolf, ein allwissender Naturwissenschaftler mit militärischer Nahkampfausbildung. Frauen sind entweder dekorativ und mörderisch und somit auf Seiten der Ökoterroristen, außergewöhnlich dekorativ und somit auf Seiten der Industriebefürworter oder wenig dekorativ, weil schon etwas in die Jahre gekommen, und somit logischerweise auf Seiten der Umweltschützer. Und dann gibt es noch den jungen Rechtsanwalt Peter Evans, der anfangs noch in den Diensten der Umweltschützer steht, deshalb etwas naiv agiert und von der ihn umgebenden Weiblichkeit auch öfters als Weichei tituliert wird. Aber da er das Herz am rechten Fleck hat, mutiert er schließlich doch noch zum toughen Kämpfer gegen die Ökoterroristen. Die Protagonisten transportieren die Meinung Crichtons bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Da sich aber unter den Umweltschützern niemand mit auch nur einem Hauch von Ahnung in Bezug auf Umweltangelegenheiten befindet, beschränken sich deren Diskussionsbeiträge auf stereotype und gewollt armselig klingende "Und-sie-erwärmt-sich-doch"-Behauptungen, während Kenner und Co. hingebungsvoll mit wissenschaftlichen Daten, Statistiken und Grafiken um sich werfen. Crichton zeigt dabei nicht die geringsten Hemmungen, Informationen und Zitate aus dem Zusammenhang zu reißen und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wiederzugeben. Hier findet Manipulation mit dem Vorschlaghammer statt. *bn* Anita Ruckerbauer
Rezension
Personen: Crichton, Michael Wasel, Ulrike Timmermann, Klaus
Crichton, Michael:
Welt in Angst : Roman / Michael Crichton. - München : Blessing, 2005. - 602 S.
Einheitssacht.: State of Fear. - Aus dem Amerikanischen
ISBN 978-3-89667-210-0 fest geb. : ca. Eur 25,60
DR.E - Signatur: DR.E Cri - Belletristik