Nicht erst wir heute tun uns schwer mit einer Spiritualität, die aus der Taufe lebt. Seit der Einführung der Kindertaufe ist der Taufvorgang aus dem Bewusstseinshorizont der Christen herausgefallen; er liegt im "toten Winkel" des Vorbewussten. Weder die Tauftheologie der Kirchen der Reformation noch die weltweite Erneuerung der Taufliturgie durch das II. Vatikanum konnten dies wirklich ändern. Das vorliegende "Werkbuch zur Kindertaufe", das der Münchner Liturgiewissenschaftler und ehemalige Chefredakteur der "Theologisch-praktischen Quartalschrift" Winfried Haunerland sowie der Referent am Deutschen Liturgischen Institut und Hauptschriftleiter des "Gottesdienst" Eduard Nagel herausgegeben haben, erläutert die wesentlichen Elemente der Neuausgabe des Rituale-Teiles "Die Feier der Kindertaufe" aus dem Jahr 2007 durch pastoral-liturgische Hinweise und kirchenrechtliche Aspekte. Ferner bietet es nützliche Anregungen und Materialien zur Gestaltung der Tauffeier. Eine Textsammlung der einschlägigen offiziellen kirchlichen Dokumente ergänzt den Band. Das Werkbuch gibt, ausgehend von den amtlichen Vorgaben und praktischen Erfahrungen vor Ort, vielfältige Vorschläge und Hilfen zu einer sinnerfüllten und ansprechenden Gestaltung der Feier der Taufe an die Hand. Aus pastoral-theologischer Sicht bleibt freilich ein Wunsch offen: wie auch bei anderen Riten der Lebenswende deckt sich die subjektiv gemeinte Bedeutung, welche eine große Zahl der Taufbewerber mit der Taufe verbinden, immer weniger mit ihrem institutionell gefassten Sinn. Im Bewusstsein vieler Kirchenmitglieder stellt die Taufe eine lebens- und familiengeschichtliche Wegmarke dar, die das grundlegende Initiationssakrament der Kirche überlagert. Taufe ist Eingliederung in die Kirche, aber sie ist zugleich erheblich mehr: Familienfest und Feier des Lebens, Voraussetzung für religiöse Begleitung an lebensgeschichtlichen Übergängen, Schutzritual zur Abwehr bedrohlicher Schicksalsmächte. Diesem Doppelbezug - Kirchenbezug und Lebensbezug - ist gerecht zu werden in einer bewegenden Feier der sakramentalen Zusage, dass wir unter Gottes Augen Mensch werden können und der wunderbaren Berufung und Erwählung des einzelnen in das Volk Gottes (Gaudium et Spes 3,2; 11,1). Das nimmt der Eingliederung in die Kirche den Verdacht der Vereinnahmung, denn es bedarf natürlich der anderen, die den Weg des Glaubens mitgehen, die das Charisma des Einzelnen entdecken und schätzen und die seine Freiheit fördern, obwohl sie und weil sie abgründig gefährdet ist. *Theologisch-praktische Quartalschrift* 1/2009 Peter Hofer
Personen: Nagel, Eduard Haunerland, Winfried
Standort: Bibl.u. Mediens
265.1 Den
Den Glauben weitergeben : Werkbuch zur Kindertaufe / Winfried Haunerland ; Eduard Nagel (Hg.). - Trier : Dt. Liturgisches Institut, 2008. - 208 S.
ISBN 978-3-937796-06-2
265.1 - BUCH