Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html)
Autor: Monika Roth;
Ein Bildhauer auf der Suche nach dem wahren Ich der Menschen hinter den Masken. (DR)
Han Kang, bedeutende südkoreanische Schriftstellerin, im deutschen Sprachraum durch ihre Romane "Die Vegetarierin" und "Menschenwerk" bekannt, widmet sich in ihrem 2019 in deutscher Übersetzung (das südkoreanische Original erschien bereits 2002) erschienenen Roman der Frage nach der Wahrheit und Wahrhaftigkeit des Menschen hinter seinen vielen Masken. Eine Frage, die die Hauptfigur des Romans, den Bildhauer Unhyong Jang, sein Leben lang umtreibt.
Mit der Maske, die Gefühle verbirgt, ist er schon in frühester Kindheit konfrontiert - anhand des Lächelns seiner von ihrem Ehemann ungeliebten, nur des Geldes wegen geheirateten Mutter. Auch die Überfigur des Vaters spielt seine Rolle als geliebter Universitätslehrer und korrekter Familienvater perfekt und lässt nur selten vor seinen Kindern die Maske fallen. Da Gesichter also laut frühkindlicher Erfahrung Unhyongs trügen und Gefühle eisern zurückgehalten und verborgen werden, macht er sich anhand von Körperabdrücken aus Gips, vor allem von Händen, auf die Suche nach der Identität und dem verborgenen Ich seiner Mitmenschen.
Zwei Begegnungen mit Frauen lassen ihn dabei tiefe Blicke hinter deren Masken werfen und auch ein Stück seiner eigenen Panzerung bricht auf: Da ist die Liebe zur jungen, übergewichtigen Studentin L, die den Künstler nicht zuletzt durch ihre schönen Hände fasziniert, jedoch an früher Missbrauchserfahrung und einer daraus entstehenden Bulimie fast stirbt, eine Partnerin, bei der sich Unhyong nie eingesteht, dass er sie liebt (obwohl das für die Leser_innen eindeutig ist), und zutiefst mit seinen Grenzen konfrontiert wird. Und als zweite Begegnung die mit der schönen, jedoch unnahbaren Innenarchitektin E., die ebenfalls ein Geheimnis verbirgt.
Ein Roman, der tiefe Einblicke in die fremde Welt Südkoreas erlaubt und gleichzeitig die Frage nach dem Umgang mit unseren Emotionen und den Masken, hinter denen wir diese verbergen, stellt. Kang fasziniert dabei mit einer distanzierten, kühlen Sprache, hinter der die Gefühle brodeln. Keine leichte Kost und doch sehr empfehlenswert.
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Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen (http://www.provinz.bz.it/kulturabteilung/bibliotheken/320.asp)
Autor: Margot Schwienbacher;
Der Bildhauer Jang Unhyong ist spurlos verschwunden, seiner jüngeren Schwester sind nur seine schriftlichen Aufzeichnungen und einige seiner rätselhaften Gipsskulpturen von menschlichen Körperteilen geblieben. Die Autorin H. hatte ihn einst nach einer Ausstellung nach dem "Warum?" seiner Arbeit gefragt; in seinen Tagebuchnotizen hatte er versucht, sich darüber Rechenschaft zu geben. Nun tritt die Schwester mit H. in Verbindung, um einen Anhaltspunkt für Jang Unhyongs Verschwinden zu bekommen. Seine schriftliche Suche nach einer Erklärung für sich und seine Kunst reichen zurück bis in seine von Unaufrichtigkeit, Heuchelei und Verrat geprägte Kindheit. Sie erzählen von seiner Begegnung mit der übergewichtigen L., die ihn künstlerisch inspiriert und von seiner Beziehung zur rätselhaften, charmant-unnahbaren K.
Was steckt hinter all den maskenhaften Gipsabdrücken? Welche Obsessionen und Abgründe? Welches Leid und welche Hoffnung auf Erlösung?
Ein vielschichtiger, psychologisch komplexer Roman voller Poesie und Härte.
Personen: Kang, Han Flügel, Kyong-Hae
Kang, Han:
Deine kalten Hände : Roman. - Berlin : Aufbau, 2019. - 312 S. -
ISBN 978-3-351-03762-8
Romane, Erzählungen, Novellen (dt.) - Signatur: DR - Buch