Franzobel
Das Fest der Steine oder Die Wunderkammer der Exzentrik ; Roman
Buch

Quelle: Apropos. Straßenzeitung für Salzburg (http://www.apropos.or.at/); Autor: Michaela Gründler; Er ist ein gewaltiger und packender Geschichtenerzähler, ein Fabuliermeister, der sprachlich aus dem Vollen schöpft - der aber nie so übertreibt, dass die Sprache dem Erzählten den Rang abläuft: Die Rede ist vom oberösterreichischen Schriftsteller Franzobel. In seinem neuesten Werk "Das Fest der Steine oder Die Wunderkammer der Exzentrik" nimmt er den österreichischen Mikrokosmos in Buenos Aires unter die Lupe. Gar wunderliche Österreicher sind im zweiten Weltkrieg in die argentinische Metropole gekommen und durchleben dort kuriose Biographien. So gelangt der fettleibige Nazisympathisant Oswald Wuthenau vom Gefängnis an die Spitze eines Atomkraftwerkes, wird die Wiener Prostituierte Madlen zur Verkünderin der Jemanja-Religion, versteckt sich Alois Gründler nach einem kurzen Argentinienintermezzo vor der Apokalypse in einem Bunker... Dabei wirft Jongleur Franzobel immer neue Verbindungen zwischen seinen Figuren ins Spiel. Ein opulenter Leseschmaus! ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Andreas Freinschlag; Philosophisch-witziger, grotesk-komischer Roman rund um einen modernen Mephisto. (DR) "Das Fest der Steine", für die Longlist des Deutschen Buchpreises 2005 nominiert, ist Franzobels bislang beststrukturierter Prosatext. Auf über 630 Seiten gerät das Lesepublikum nie in Verwirrung, obwohl eine Haupthandlung kaum auszumachen ist und es vor chaotischen Figuren und Ereignissen nur so wimmelt. In der Roadmovie-Rahmenhandlung unterhalten sich der riesige, nazistische Zwitter Jahn und der jüdische Liliputaner Danny Milchman. Im Mittelpunkt der Binnenerzählung: der 1931 in Wien geborene Oswald Mephistopheles Wuthenau. Man erfährt, wie er an Verstopfung leidet; wie er Großgrundbesitzer wird; wie man ihm in Ostberlin die Brecht-Medaille verleiht; und wie er sich aus purer Provokationslust als Hitlerverehrer geriert. 1958 kommt es in Argentinien zur Steinigung eines böhmischen Flüchtlings. Unter den Mördern: Wuthenau und ein gewisser Adolf Eichmann. Besonders gefallen wird Franzobels Roman allen, die Heimito von Doderers Merowinger schätzen; so gibt es etwa zahlreiche quasi-szientistische Systeme, etwa den "Bahnsteigismus", den "Orgasmustest" oder "wundersame Levitationen". Philosophisch-witzig ist auch die tiradenhafte Kulturkritik des aus jahrzehntelanger Demenz erwachten Franz Schwammenschneider. ---- Quelle: SCHRIFT/zeichen; Autor: Alice Bolterauer; "Steine sind hart gewordene Tränen und manche Gebirge sehen aus, als seien sie vor Entsetzen versteinert erst beim Anblick des Menschen." Dieses Novalis-Zitat, das sich ganz gegen Ende des großartigen Romans von Franzobel findet, ist vielleicht so etwas wie der Schlüssel zu dem umfangreichen, an Exzentrik ebenso wie an Sprachwitz überreichen Roman "Das Fest der Steine". Was hier, so die Rahmengeschichte, der Liliputaner aus Kattowitz, Mitarbeiter des jüdischen Geheimdienstes und Hypnotiseur Danny Milchmann dem von ihm entführten Mörder Jahn erzählt, ist das Panorama einer Gesellschaft von der Nazi-Zeit bis in die Gegenwart. Der Plot kreist um ein kleines Grüppchen von zumeist aus Österreich stammenden Südamerikanern, die nicht nur ihre politischen Überzeugungen, sondern auch ihre Furz-, Scheiß- und Sexgewohnheiten nach Argentinien gerettet haben. In typisch Franzobel'scher Manier stehen körperliche Merkmale, Vorgänge, Ticks im Vordergrund, charakterisieren sich die Figuren eher durch ihre Verdauungsmodalitäten denn durch ihre intellektuellen oder seelischen Vorzüge. Der Mensch ist eben ein Schwein, mag das Fazit lauten, und was kann man von einem Schwein schon an Einsicht erwarten!? Franzobels Roman ist Lesevergnügen pur, voller Anspielungen und Bezugnahmen, ein Rätselbild, das sich erst im Lauf der Lektüre zur Gänze zu erkennen gibt, ein Buch aber auch, das trotz der offenkundigen Lust an Obszönitäten und Skurrilitäten seine politischen, moralischen und narrativen Ambitionen nie aus den Augen verliert.


Rezension


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Personen: Franzobel

Franzobel:
¬Das¬ Fest der Steine : oder Die Wunderkammer der Exzentrik ; Roman / Franzobel. - Wien : Zsolnay, 2005. - 643 S.
ISBN 978-3-552-05349-6

Zugangsnummer: 4784
Romane, Erzählungen, Novellen - Signatur: DR Fran - Buch