Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/) Autor: Christine Knödler; Annotation: Rachel von Kooij zeichnet das Leben der jüdischen Familie Goldstein im Zweiten Weltkrieg nach. Eine Handvoll Postkarten, die die Autorin mit acht Jahren bei ihren Großeltern gefunden hat, wird zum Auftakt einer Spurensuche. Rezension: Rachel van Kooij ist acht, als sie bei ihren Großeltern ein vergilbtes Postkarten-Album findet. Das habe früher, so ihre Mutter, einer Freundin gehört. "Und die wurde ermordet." Eine Handvoll Worte, eine Handvoll Karten - es ist der Beginn eines dokumentarischen Romans, denn aus dem Erschrecken eines kleinen Mädchens wird Jahre später die gewissenhafte Spurensuche einer Autorin. Das Ziel: herauszufinden, wer jene Freundin der Mutter gewesen und was mit ihr passiert ist. Rachel van Kooij recherchiert, interviewt Zeitzeugen, ergänzt vorsichtig und verbindet Fiktion, Erinnerung, Fakten. Vom letzten Augenblick aus, dem "Jetzt", geht die Autorin zurück zum Anfang, zunächst unter einem guten Stern: Als Leny Goldstein am 23. November 1929 im niederländischen Breda geboren wird, deutet nichts auf die spätere Verfolgung hin. Doch die Rückblende wird zum Countdown. Das kurze Leben der Leny Goldstein endet im Konzentrationslager. In Auschwitz Birkenau wird das jüdische Mädchen einen Tag vor ihrem 13. Geburtstag vergast. Beinahe nüchtern, als sei sie auch in der Wortwahl der Dokumentation verpflichtet, beschreibt Rachel van Kooij Kinderszenen, Familienalltag, in den die Deutschen einmarschieren, zunehmende Repressalien, Anpassung, Angst, Terror. Sie beschreibt dabei auch eine Hoffnung, die unvorstellbar macht, was von der Wirklichkeit übertroffen wird, und vielleicht ist es genau die Erzählhaltung des Nicht-Sehen-Könnens der Protagonisten (die reale Menschen waren) in Verbindung mit der Präzision der Chronistin, die diesem Roman so große Eindringlichkeit verleihen. Die Goldsteins fliehen nicht, sie tauchen nicht unter, obwohl ihnen Hilfe angeboten wird, sie handeln nach dem, was sie für möglich halten, und halten nicht für möglich, was geschehen wird, und millionenfach geschah, weil Menschen dazu fähig waren (und sind). Auch diese Erkenntnis führt die Autorin vor, indem sie eine von unzähligen unerzählten Leidensgeschichten erzählt: die Geschichte der Leny Goldstein. Und die ist vieles zugleich: Zeugnis, Exempel und vor allem literarisches Denkmal. ---- Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html) Autor: Maria Schmuckermair; Am individuellen Schicksal eines dreizehnjährigen Mädchens zeigt sich die unfassbare Grausamkeit des Holocaust. (ab 13) (JE) Rachel van Kooij hat mit dem preisgekrönten Buch "Kein Hundeleben für Bartolomé" (2003) den LeserInnen einen besonders anrührenden Einblick in eine gequälte Kinderseele ermöglicht. In ihrem neuesten Jugendroman verfolgt sie die Lebensspuren des Mädchens Leny Goldstein, das im November 1942 zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester in Birkenau vergast wurde. Die Goldsteins (Vater Silvain ist Reisender) leben ein gutbürgerliches, kulturbeflissenes Leben im holländischen Breda, bis die Besetzung durch die Deutschen den Terror ins Land bringt und insbesondere die jüdische Bevölkerung immer stärkeren Repressalien ausgesetzt ist. Judenstern-Verordnung, Ausgehverbot, erzwungener Schulwechsel - die lebensfrohe, begabte und strebsame Leny spürt die unsichtbare Schlinge um ihren Hals immer deutlicher, auch wenn ihre Eltern alles tun, um die Kinder vor der Bedrohung zu beschützen. Da sie aber nicht mit dem Schlimmsten rechnen, bleiben sie in Breda, bis der Vater im September 1942 in ein Arbeitslager verschickt wird und zwei Monate später der Rest der Familie von den Schergen abgeholt wird. Rachel van Kooijs akribische Spurensuche stützt sich auf Briefe, Aufzeichnungen, Gespräche mit Zeitzeugen und noch lebenden Verwandten und Freunden der Familie Goldstein. Geschickt verwebt sie die Fakten mit Fiktionalem, um dem jüdischen Mädchen Leny, dem es nicht vergönnt war, seine Träume zu leben, ein literarisches Denkmal zu setzen. Ein schmerzhaftes Buch, dem man sich nicht entziehen darf! ---- Quelle: STUBE (http://www.stube.at/) Ein real existierendes Album wird zum Ausgangspunkt einer Geschichte, die historische Ereignisse literarisiert: Als Kind entdeckte die Autorin im Haus ihrer niederländischen Großeltern ein Album mit Ansichtskarten. Auf die Frage, wem es gehöre, bekam sie als Antwort: Einer Freundin, Leny. Der Text beginnt mit der Ermordung dieser Leny in den Gaskammern von Birkenau, um dann chronologisch die Jahre von ihrer Geburt im Jahre 1929 an nachzuerzählen. Gespiegelt in individuellen Erfahrungen von Verfolgung und Gewalt wird dabei historisches Geschehen erfahrbar gemacht und im Nachwort mit den entsprechenden Quellen und Daten verbunden. *STUBE* -Lektorix- Dem Album als Organisationsform narrativer Kohärenz widmete sich im vergangenen November eine Konferenz an der Universität Wien, veranstaltet gemeinsam mit der Wienbibliothek im Rathaus und dem Literaturhaus, Institutionen, die in ihren Beständen zahlreiche Alben verschiedenster Provenienz archivieren. In ihrem neuen Jugendroman setzt Rachel van Kooij ein real existierendes Album zwar nicht als Organisationsform, aber als Ausgangspunkt ihrer Geschichte ein, die historische Ereignisse literarisiert: Als Kinde hatte sie im Haus ihrer niederländischen Großeltern ein Album mit Ansichtskarten entdeckt. Auf die Frage, wem es gehöre, bekam sie als Antwort: einer Freundin, Leny, die ermordet wurde. Jahre später beschloss die Autorin herauszufinden, wer dieses Mädchen war. #Der Text beginnt mit der Ermordung von Leny und ihrer Familie in den Gaskammern von Birkenau, um dann chronologisch die Jahre von ihrer Geburt 1929 an, meist personal aus der Sicht von Leny, nachzuerzählen. Eine Zeitleiste, die jeweils an den Rand der Seite gesetzt ist, erleichtert die Einordnung der Geschehnisse, deren historischer Verlauf in einer ausführlichen Chronologie nachgereicht wird: Dort weist die Autorin auch aus, welche Begebenheiten durch Berichte von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen überliefert sind und welche sie erfunden bzw. weitererzählt hat. Die Alltagserfahrungen von Leny ähneln denen anderer junger Mädchen wie Ruth Klüger oder Anne Frank, die bereits in literarischer Form vorliegen bemerkenswert ist aber die Verschränkung von Fakten, eigener Familiengeschichte und Fiktionen, die die Autorin hier vorgenommen hat. *STUBE* Kathrin Wexberg
Rezension
Personen: Kooij, Rachel van
Kooij, Rachel van:
¬Eine¬ Handvoll Karten / Rachel van Kooij. - Wien : Jungbrunnen, 2010. - 270 S.
ISBN 978-3-7026-5817-5
Jugend 10-14 - Signatur: JE.2 Kooi - Buch